kleines Mädchen zu Weihnachten vor dem Baum

„Frohe Weinachten“ oder „schöne Weihnachten“? Beide Wünsche sind sicherlich leicht gesagt, doch sind die Wünsche wirklich angebracht?

Es gibt Menschen, die erlebten die letzten Jahre wie eine Runde im Rodeo. Es  ging darum, nicht runter zu fallen und unbedingt durchzuhalten. Ängste, Sorgen, Unmut, Unzufriedenheit waren präsenter denn je. Das ist das erste Weihnachtsfest nach den besagten Coronamaßnahmen, die so viel Spaltung gebracht haben. So viele Wünsche und Hoffnungen wurden bewusst. Sei es ein „Hoffentlich geht es nächstes Jahr wieder, dass wir alle zusammen kommen dürfen“ oder auch „Ich wünsche mir so sehr, dass ich den Mut finde meine neue Tradition durchzuziehen und das meiner Familie zu sagen“. Doch so oder so, es benötigt Reflexion, Mitgefühl für sich und die Liebsten, Mut und die Fähigkeit der Kommunikation.

Doch auch vor den zwei Jahren fragte ich mich schon, warum sagt mir das mein Gegenüber, wenn er mir das Jahr über zugehört hat. Wenn meine Herausforderungen, Gedanken, Sorgen und Freuden bekannt sind, wäre es für mich viel wertvoller, daran anzuknüpfen. Wobei meine Freunde und Familie da außen vor sind, sie kennen mich und meinen Wunsch nach einer klaren und authentischen Kommunikation.

Weihnachten sollte das Fest der Liebe sein. Doch wer sich selbst nicht kennt und liebt, hat es schwer, denn da wird leicht jemand anders dafür verantwortlich gemacht, um ein Gefühl zu nähren.

In meiner Familie und in meinem Freundeskreis gibt es keine Geschenke für die Erwachsenen und wir finden es alle toll. Kein selbst erzeugter und unnötiger Stress. Dafür viel Raum, um die besinnliche Zeit zu genießen.

Ich komme aus einer Großfamilie und wenn alle zusammen kommen, sind wir ca. 40 Personen. Doch auch ich sehe, die Veränderung über die Jahre, die absolut sein darf und für jeden Einzelnen stimmig sein sollte. Jeder ist für sich und sein Wohl verantwortlich. Das Fest der Liebe darf und sollte auch die Selbstliebe und die Nächstenliebe beinhalten.

Passend dazu:  Sei du selbst die Veränderung, die du woanders sehen willst

Das Leben ist Veränderung

Ich erinnere mich noch gut an das Jahr, als meine Oma starb. Das ist inzwischen zwölf Jahre her. Bis dahin durfte ich oft ihre Elfe sein und die Geschenke für ihre Großenkel besorgen. In dem Jahr war alles anders. Unser Familienoberhaupt starb, die Person, die oft alles zusammenhielt.

So schmerzhaft ihr Tod war, umso bereichernder ist die Erfahrung, vor allem weil ich fast täglich mit trauernden Menschen arbeite. Eine neue Tradition hätte beginnen können, doch wir lebten es noch Jahre so weiter. Doch es gibt viele Menschen, die keine Anbindung an eine Familie haben oder einem anderen Glauben angehören.

Nicht jeder fühlt sich angebunden

Es gibt Menschen, die sich mit ihren Familien zerstritten haben oder einfach nicht für einander interessieren. Es gibt Waisen und Halbwaisen, die sich oft genug vom Leben verraten fühlen. Es gibt Menschen, die kein soziales Umfeld haben und sich einsam fühlen.

Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, können sich in der Existenzangst verlieren. Vielleicht kommen sogar Scham- oder Schuldgefühle, dass nicht die geplanten Geschenke gekauft werden können.

Menschen, die frisch getrennt sind, deren Lebensvision vielleicht mit der Trennung zerbrochen ist, die möchten keine „frohe“ Weihnacht und an ein „schön“ ist schon gar nicht zu denken. Wenn ein Herzensmensch oder Haustier gestorben ist, kann die Advents- und Weihnachtszeit einen tiefen Schmerz hervorrufen. Denn ein Platz wird leer sein und es ist allen bewusst, dass das Weihnachtsfest im Jahr zuvor das letzte gemeinsame Weihnachtsfest war.

Manchmal verletzen sich die Betroffenen auch selbst, wenn sich die destruktiven Gedanken einschleichen. „Hätte ich mich doch über den kratzigen Pullover gefreut und mehr dankbar gezeigt“. Nun ist der Pullover vielleicht das letzte Geschenk, was geblieben ist und wird zum Lieblingspullover und ein Erinnerungsgegenstand.

Was soll ich denn wünschen?

Das, was dein Gegenüber braucht. Wünschst du frohe oder schöne Weihnachten als Floskel oder bewusst? Wenn es um deine Herzensmenschen geht, dann solltest du wissen, was sie seit der letzten Weihnacht erlebten.

War ein Rosenkrieg, stressige Zeiten, innerliche Konflikte, dann finde ich friedvolle Weihnachten stimmig. Ist ein Mensch alleinstehend und verbringt die Weihnachtstage alleine, kann es berührend sein, dass jemand genau das im Blick hat. Jeder Mensch wünscht sich, gesehen zu werden. Ein aufrichtiger Wunsch könnte sein „Ich weiß, dass du heilig Abend alleine verbringst. Ich wünsche dir, dass du dich nicht einsam fühlst und deine Anbindung an die Welt spürst. Deine Seele und inneres Licht sind genauso wunderschön strahlend, wie die Kerzen auf dem schönsten Weihnachtsbaum. Du bist in meinen Gedanken“.

Schenke ein „Ich sehe dich“

Menschen, die einen schweren Verlust oder Todesfall erlebt haben, können Worte benötigen, die Zuversicht vermitteln und auch das Verständnis beinhalten, dass es eben nicht wie immer ist und gerade eine schwere Zeit.  Mut und Kraft in dieser Zeit, als auch ggf. ein Kartenmotiv, was stärkend sein kann. Für frisch Betroffene kann der Gedanke an Weihnachten und auch die Weihnachtszeit unerträglich sein.

Was sollst du wünschen? Das was wirklich von Herzen kommt, was deine innere Weisheit mitteilen möchte. Fühle dich in dein Gegenüber und schaue, welche Worte wohlwollend sein könnten.

Welche Wünsche würdest du dieses Jahr gerne bekommen?

Es geht um die eigene Haltung

Für mich ist es nicht relevant, ob es um Weihnachten, Silvester oder um meinen Geburtstag geht. Für mich zählt, wie mir die Menschen unter dem Jahr begegnen, nicht an einem gewissen Datum. Das ganze Jahr sagt und zeigt mir soviel mehr.

Ich wünsche allen Menschen, ihr eigenes Licht zu erkennen und strahlen zu lassen. Den Mut zu finden, ein authentisches Weihnachtsfest nach dem eigenen Gusto zu feiern und andere damit einzuladen, dies auch zu tun. Eine besinnliche Adventszeit euch allen.

Eure Jessica

Die Autorin

Jessica Ehrlicher

Ich bin Jessica Ehrlicher und unterstütze Menschen dabei sich selbst zu begegnen und kennenzulernen. Die Begleitung, Beratung und Coaching für kleine und große Menschen erfüllt mein Leben.

Mehr Informationen über mich und was ich so mache, findest du auf meiner Seite: https://www.jessica-ehrlicher.de

 

1 Kommentar

  1. Was für ein toller Artikel. Aus dieser Sicht habe ich das noch gar nie betrachtet. Habe es gleich meiner ganzen Familie geschickt :)

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