Papa Sohn Motivation

Kennt ihr „Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn“? Da gibt es diese berühmte Szene, in der Tom seine Freunde dazu bringt, den Zaun seiner Tante anzustreichen, indem er die lästige Arbeit als Riesenspaß darstellt. Hätte er das auch erreicht, wenn er ihnen Geld geboten hätte?

Wir behaupten: „Natürlich nicht. Belohnungen verderben uns den Spaß, weil sie eine interessante Aufgabe in Arbeit verwandeln.“

Viele Bücher und zahlreichen Studien beweisen, dass materielle Anreize oft nutzlos und manchmal sogar schädlich sind. Wenn man jemand für seine Arbeit € 2.000,- verspricht, dann strengt er sich an. Und wenn es € 5.000,- sind, dann legt er sich erst recht ins Zeug, oder? Irrtum! Diese Art von Motivationstheorie hat einen so langen Bart, wie Gandalf von Herr der Ringe.

Die Zauberflöte wäre nie entstanden, wenn es Mozart nur ums Geld gegangen wäre. Wikipedia hätte die Hersteller kommerzieller Enzyklopädien nicht verdrängt, wenn es selbst nicht ganz anders geartet wäre.

Klingt doch plausibel oder? Andererseits ist es eine Tatsache, dass Geldgier, Egoismus und Herdentrieb nicht nur die Folge fehlerhafter Motivationssysteme, sondern ein Teil der menschlichen Natur sind – ebenso wie Selbstbestimmung, Altruismus und individuelles Sinnstreben.

Trotzdem, wir haben ein paar Informationen gesammelt, für all diejenigen die das Bestreben haben, etwas seiner selbst willen zu tun (weil es einfach Spaß macht, Interessen befriedigt oder eine Herausforderung darstellt), und dadurch glücklich und zufrieden werden wollen.

Folgende nützliche Informationen haben wir zum Thema Eigenmotivation zusammengetragen:

  • Im 21. Jahrhundert haben Belohnung und Strafe als Motivationssystem ausgedient, bzw. die Frage sei erlaubt: waren sie das jemals schon?
  • Niemand führt die „Wikipedianer“. Niemand sitzt herum und macht sich Gedanken, wie man sie motivieren könnte.
  • Das Vermengen von Belohnungen mit grundsätzlich interessanten, kreativen oder noblen Aufgaben ist ein sehr gefährliches Spiel.
  • Menschen müssen sich gewürdigt und verstanden fühlen und überzeugt sein, dass ihre Arbeit ihre Anstrengungen verdient.
  • Menschen wenden gerne ihre Fähigkeiten/Talente an und sie wollen diese verbessern, weil es herausfordert, weil es Spaß macht, weil es befriedigt. Darum spielen Menschen Musik-Instrumente, darum betreiben Menschen Sport, darum investieren gut bezahlte Software-Entwickler ihre knappe Freizeit in Open-Source Projekte.
  • Für Routineaufgaben, die nicht wirklich interessant sind und kein besonders kreatives Denken erfordern, können Belohnungen natürlich schon ein kleiner Motivationsschub ohne schädliche Nebenwirkungen sein. Aber eben nur kurz.
  • Die beiden US-amerikanischen Wissenschaftler Edward L. Deci und Richard M. Ryan beschreiben in ihrer „self determination theory of motivation“ drei zentrale menschliche Wachstumsbedürfnisse als Motor für die persönliche Entwicklung von Menschen und deren Wohlbefinden: Autonomie, Kompetenz und Beziehung.
  • Menschen möchten sich in dem, was sie tun, als selbstwirksam erleben. Sie möchten also das Gefühl haben, etwas bewirken zu können. Das Gefäß „Selbstwirksamkeit“ füllt man, indem man seinen Mitmenschen Vertrauen in deren Können signalisieren.
  • Perfektionierung beginnt immer mit einem Flow-Moment, dem optimalen Ausreizen der eigenen Fähigkeiten. Im Flow-Zustand haben wir unser Ziel klar vor Augen: Ich muss den Gipfel erreichen, den Ball ins Tor schießen oder den Ton richtig treffen.
  • Zitat: „Wir wissen, dass menschliche Wesen nicht nur kleinere, besserriechende Pferde sind, die der vorgehaltenen Karotte nachgaloppieren.“
  • Entscheidend ist die intrinsische Motivation. Sie wird immer wichtiger. Intrinsisch motivierte Tätigkeiten machen uns glücklich. Damit belohnen wir uns praktisch selbst.
  • Wer intrinsisch motiviert ist, engagiert sich eigeninitiativ voller Leidenschaft. Eine intrinsische Motivation erhöht also neben der Leistungsfähigkeit auch die Ausdauer beim Lösen von Problemen. Zudem gehen intrinsisch motivierte Personen Aufgaben und Herausforderungen kreativer an. Das belegen zum Beispiel Studien der US-amerikanischen Forscherin Barbara Frederickson.
  • Willst du extrinsisch motivieren und jemanden begeistern, verzichte auf Verbote, Einschränkungen, negative Formulierungen und Sätze mit „nicht“
  • Aber Vorsicht von zu viel extrinsischer Motivation. Äußerliche Anreize unterdrücken kreative Problemlösungen und uneigennütziges Verhalten.
  • Belohnungen sind langfristig nicht motivierend. In einem Experiment hat das der Verhaltensökonom Dan Ariely bestätigt: Seine Probanden sollten Lego-Männchen zusammenbauen. Die eine Gruppe tat das für abnehmende Belohnungen – erst gibt es 2 Dollar für eins, dann nur noch 1,89, und immer weniger. Die zweite Gruppe baute ihre Männchen für ansteigende Belohnungen zusammen. Allerdings wurden ihre Männchen sofort vor ihren Augen zerstört. Die erste Gruppe war deutlich produktiver, die zweite hörte bald auf – trotz steigender Belohnungen.
  • Das zwischenmenschliche ist viel wichtiger. Ein Dankeschön nach der Arbeit ist effizienter als eine zuvor in Aussicht gestellte Belohnung.
  • Lasse andere Menschen möglichst selbst entscheiden, woran, wann, wie und mit wem sie arbeiten.
  • Jeder Mensch strebt nach Selbstbestimmung, Perfektionierung und Sinnerfüllung. Die Zeit für ein Upgrade überkommener Motivationssysteme ist reif. Motivation 3.0 strebt nach Systemen wie: Selbstbestimmungsaudit, Kontrollverzicht oder selbständige Aufgabenverteilung im Team.
  • Erfülle den Wunsch nach Sinnmaximierung. Menschen arbeiten besser, wenn sie Gutes tun dürfen.
  • Je größer die Freiheit der Beschäftigten und je höher der damit verbundene Anspruch an die Mitarbeiter, desto besser werden die Stimmung bei der Arbeit und die Arbeitsergebnisse sein. Psychologen nennen dies des Pygmalion- oder Rosenthal-Effekt: Die positiven Erwartungen eines Lehrers oder Vorgesetzten haben einen positiven Einfluss auf die Leistungen des Schülers oder Mitarbeiters.
  • Das angeborene Bedürfnis nach Selbstbestimmung wird in der Erziehung oft ausgetrieben. Wir können es aber wieder erlernen.
  • Schlussendlich ist das Ausbalancieren der Unausgeglichenheit und das Hinüberführen unseres Verständnisses von Motivation ins 21. Jahrhundert mehr als ein entscheidender Schritt. Es ist eine Bestätigung unseres Menschseins.
Passend dazu:  11 inspirierende Lebensweisheiten für mehr Motivation, Produktivität und Gelassenheit im Arbeitsalltag

(Foto: Yuganov Konstantin/shutterstock.com)

1 Kommentar

  1. Sehr guter Artikel – vielen Dank dafür!
    Wer diese Grundsätze verstanden hat, der wird auch in der Lage sein in der heutigen Zeit, ein Team zu führen.
    Es geht dabei nicht um Belohnung und Strafe. Im heutigen Geschäftsleben hat die „Abmahnung“ und „Beförderung“ ausgedient.
    LG
    Marcus

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