Mann steht auf einem Fels und blickt in die Ferne

Julie war eine junge Frau , die alles richtig gemacht hatte in ihrem Leben – ja bis zu diesem einen Tag…

Julie wuchs in einer Familie mit 5 Geschwistern auf. Daher war es immer laut in der Familie. Man hatte das Gefühl alle sprachen gleichzeitig und jeder wollte den anderen übertrumpfen mit seinen Geschichten.

Ihre Eltern ließen den Kindern große Freiheiten und gaben ihnen ein gesundes Urvertrauen mit auf den Weg. So entwickelten sie sich alle in unterschiedliche Richtungen. Die Jungs studierten und zogen gemeinsam in eine WG in Berlin. Die Mädchen waren sich einig, erst einmal ein Jahr ins Ausland zu gehen.

Johanna zog es nach Australien, Jana wollte in Europa bleiben und einen Rundtrip starten und Julie flog nach Hawaii. Vormittags half sie auf einer Plantage, am Nachmittag lernte sie surfen und abends jobbte sie in einem Restaurant.

Hier auf Hawaii fühlte sie sich sofort wohl. Sie traf nette Menschen und fühlte sich schnell zu Hause. Julie hatte hatte das Gefühl, sich endlich selbst entfalten zu können, ohne irgend etwas beweisen zu müssen. Unter ihren Geschwistern war sie immer die „Ruhige“.

Deshalb fiel ihr die Entscheidung, ins Ausland zu gehen, zwar leicht, aber sie fürchtete sich vor den Herausforderungen, die dieser Weg mit sich brachte. Aber sie war schnell Teil der Gemeinschaft, vielleicht gerade weil niemand Erwartungen an sie hatte, oder sie sich beweisen musste. Bereits seit 6 Monaten war sie nun auf Hawaii und freute sich immer, wenn sie mit ihrer Familie sprach und von ihren Erlebnissen berichten konnte.

Was es bedeutet stark zu sein

Sie hatte gelernt für ihre Meinung und ihre Bedürfnisse einzustehen.
Sie hatte heraus gefunden, was in ihrem Leben wichtig war.
Sie hatte gelernt selbständig ihr Leben zu gestalten, ohne abhängig von anderen zu sein.

Dann kam dieser besondere Morgen. Julie ging, wie üblich, mit ihrer Gastfamilie aufs Feld und half bei der Ernte. Die Temperaturen waren noch relativ angenehm und sie unterhielten sich über das Leben und Besonderheiten auf Hawaii.

Am Nachmittag wollte sie mit einem Freund eine kleine Motorradtour über die Insel machen. Sie wollten sich die Kaffeeplantagen ansehen, den Vulkan der Insel und anschließend schwimmen gehen. Julie freute sich schon. Jeder Tag war ein Abenteuer. Sie hatte schon so viel gelernt und war manchmal erstaunt, was sie sich alles zutraute.

Ihr Bruder hatte einmal zu ihr gesagt, nachdem er ihren Erlebnissen gelauscht hatte: „Hey Schwesterchen , bring mir von dem Supertrunk, den du dort einnimmst, mit!“ Er traute ihr offensichtlich nicht zu, dass sie über sich hinaus wachsen konnte.

Doch nun freute sie sich auf den Nachmittag. Schnell ging sie nach Hause, zog sich um und dann konnte es los gehen.

Sie fuhren über die Hügel die schmalen Straßen entlang. Der Wind wehte durch ihr Haar und sie genoss die Sonnenstrahlen auf der Haut. Immer wieder hielten sie an und blickten auf diese wunderschöne Insel. Die tropische Vegetation, der Fluss, der sich über die Insel zog und natürlich der erhabene Vulkan. Hier wollten sie noch ein Stück weit nach oben fahren und den Rest zu Fuß gehen. Sie sahen den letzten Anstieg vor sich. Die Straße war etwas uneben mit viel Geröll…

(zur gleichen Zeit)

…Tobias trat nochmals das Gaspedal seiner altersschwachen Maschine durch und wollte offensichtlich mit Anlauf den Berganstieg bewältigen. Kaum beschleunigte die Maschine, kam in dieser Sekunde ein Jeep von oben um die Ecke geschossen. Er war ebenfalls viel zu schnell unterwegs. Julie hörte Tobias noch „Oh nein!“ schreien. Dann riss er den Lenker nach rechts und sie donnerten gegen die Wand. Julie dachte noch kurz, dass links die schlechtere Wahl gewesen wäre, da es den Berg hinunter ging. Dann wurde sie bewusstlos.

Sie wurde erst wieder wach, als sie im Krankenhaus lag. Eine Krankenschwester beugte sich über sie und sprach zu ihr. Julie konnte die Worte nicht wirklich verstehen. Dann kam ein Arzt dazu und sie hörte die Worte:“ Schön, dass Sie wieder da sind.“

Nach und nach erfuhr sie, was passiert war. Sie lag seit 1 Woche im künstlichen Koma und ihre Eltern waren zwischenzeitlich auf Hawaii angekommen. Als sie nach Tobias fragte, gab man ihr die ausweichende Auskunft, dass sie nun erst einmal genesen solle. Sie war noch zu schwach und müde, um genauer nachzufragen und viel wieder in einen Dämmerschlaf.

Als sie das nächste Mal wach wurde, fühlte sie, dass jemand ihre Hand hielt. Es war ihre Mutter, der Tränen vor Glück über die Wangen lief. Ihr Vater stand auf der anderen Seite und lächelte ihr zu.

„Was war passiert“ fragte sich Julie. Sie konnte sich nicht mehr genau erinnern. Sie waren diesen Berg hochgefahren und plötzlich kam ihnen ein Auto entgegen. „Wo war Tobias?“

Sie fragte den Arzt, der nun an ihrer Seite war und behutsam erklärte er ihr, dass er es nicht geschafft hatte. Er war mit dem Kopf frontal gegen den Fels geschleudert worden und erlag seinen schweren Kopfverletzungen im Krankenhaus.

Julie begann zu weinen und die Krankenschwester gab ihr sofort etwas zur Beruhigung. Noch bevor sie fragen konnte, welche Verletzungen sie selbst hatte, schlief sie wieder ein.

Als sie das nächste Mal wach wurde, war sie allein im Zimmer. All die Erinnerungen kamen zurück. Es war ein Alptraum. Sie sah sich durch die Luft fliegen und auf dem Geröll des Weges wieder aufkommen. Dann wurde es dunkel um sie herum. Sie hatte nicht bemerkt, dass der Arzt wieder neben ihrem Bett stand. Mit ruhiger Stimme erklärte er ihr, dass sie durch Tobias vor schlimmerem bewahrt wurde. Tobias hatte ihr einen Stoß zur Seite gegeben, damit sie nicht gegen den Fels knallte.

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Stark sein auch in schweren Zeiten

So hatte sie überlebt. Aber wie? Der Arzt erklärte ihr mit sanfter Stimme, dass sie großes Glück gehabt hätte. Die komplizierteste Verletzung war ihr rechtes Bein. Ein Bruch mit starken Quetschungen, der nicht richtig heilen wollte. Der Arzt wollte noch etwas warten, doch wenn die Wunde nicht heilen würde, müsste man über eine Amputation des Unterschenkels nachdenken.

Julie hörte sich schreien und wurde sofort von Weinkrämpfen geschüttelt. Ihre Eltern kamen in diesem Moment ins Zimmer und versuchten sie zu trösten.
Wochenlang versuchten die Ärzte und Krankenschwestern sie zu pflegen und zu rehabilitieren. Doch der Unterschenkel wollte einfach nicht heilen.

So entschloss man sich zu der Operation, um den Unterschenkel abzunehmen. Danach fiel Julie in ein tiefes Loch. Das Leben machte für sie keinen Sinn mehr. Niemand kam mehr an sie heran. Die Worte prallten an ihr ab. Es konnte sie niemand verstehen. Die hatten ja alle noch ihre Arme und Beine. Eines Tages ging die Zimmertür auf und als sie sich dem Besucher zuwandte, sah sie eine junge Frau neben sich stehen.

Stark sein für andere

„Hallo, ich bin Klara.“ „Wieder so eine , die alles besser weiß.“ dachte Julie.

Dann erzählte Klara, dass sie genau verstehen würde, wie sie sich fühle und erzählte von einem Bootsunfall von vor 2 Jahren, in dem sie ihren linken Unterschenkel verloren hatte. Erst dann bemerkte Julie, dass sie tatsächlich eine Prothese trug. Klara trug einen kurzen Rock und versteckte keinesfalls die Prothese durch eine lange Hose.

Zum ersten Mal blickte Julie wieder zum Fenster und sah die wunderschönen Palmen und hörte das Vogelgezwitscher. Von da an, nahm Julie an der Rehabilitation aktiv teil und Klara war an ihrer Seite. Sie hatte wieder ein Ziel vor Augen: „Eines Tages wollte sie anderen auch Mut zusprechen und sie auf ihrem Weg begleiten.“

Julie sah wieder Sinn in ihrem Leben, nichts ahnend, dass noch ganz andere Abenteuer auf sie warten würden.

Ihre Gastmutter hatte ihr ganz zu Beginn ihres Aufenthaltes einmal gesagt: „Frieden findest du, wenn du dem Leben eine Chance gibst, anstatt in den Widerstand zu gehen.“

„Tue das was du fürchtest und das Ende der Furcht ist gewiss.“
(Ralph Waldo Emerson)

Be balanced!

Die Autorin

Ich bin Cornelia Braun. Lifecoach & Hundefitnesstrainerin. Ich unterstütze Hundemenschen und ihre Hunde auf ihrem Weg zu einer harmonischen Beziehung und zu mehr mentaler & körperlicher Gesundheit

Mehr Informationen findest du auf meiner Seite: https://balancemithund.home.blog/mit-mir-arbeiten/

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