Fischer
Die Parabel vom zufriedenen Fischer

In einem Fischerboot am Strand lag ein Mann und döste vor sich hin. Er war wohl mit sich und der Welt im Einklang und genoss den Blick auf das Meer. Ein Geschäftsmann der hier Urlaub machte, wollte diese Idylle mit seinem Fotoapparat einfangen.

Dann sprach er den Fischer an: „Ich will mich ja nicht in Ihre persönlichen Angelegenheiten mischen“, sagte er, „aber stellen Sie sich mal vor, Sie führen heute ein zweites, ein drittes, vielleicht sogar ein viertes Mal aus und würden drei, vier, fünf, vielleicht gar zehn Dutzend Makrelen fangen … stellen Sie sich das mal vor.“

Der Fischer nickte.

„Sie würden“, fuhr der Geschäftsmann fort, „nicht nur heute, sondern morgen, übermorgen, ja, an jedem günstigen Tag zwei-, dreimal, vielleicht viermal ausfahren – wissen Sie, was geschehen würde?“

Der Fischer schüttelte den Kopf.

„Sie würden sich in spätestens einem Jahr einen besseren Motor kaufen können, in zwei Jahren ein zweites Boot, in drei oder vier Jahren könnten Sie vielleicht einen kleinen Kutter haben, mit zwei Booten oder dem Kutter würden Sie natürlich viel mehr fangen – eines Tages würden Sie zwei Kutter haben, Sie würden…“, die Begeisterung verschlug dem Geschäftsmann für ein paar Augenblicke die Stimme … „ja, Sie könnten ein kleines Kühlhaus bauen, vielleicht eine Räucherei, später eine Marinadenfabrik, mit einem eigenen Hubschrauber rundfliegen, die Fischschwärme ausmachen und Ihren Kuttern per Funk Anweisung geben. Sie könnten die Lachsrechte erwerben, ein Fischrestaurant eröffnen, den Hummer ohne Zwischenhändler direkt nach Paris exportieren – und dann…“, wieder verschlug dem Fremden die Begeisterung die Sprache.

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Kopfschüttelnd, im tiefsten Herzen betrübt, seiner Urlaubsfreude schon fast verlustig, blickte er auf die friedlich hereinrollende Flut, in der die ungefangenen Fische munter sprangen. „Und dann…“, sagte er, aber wieder verschlug ihm die Erregung die Sprache.

Der Fischer klopfte ihm auf den Rücken, wie einem Kind, das sich verschluckt hat. „Was dann?“, fragte er leise. „Dann“, sagte der Fremde mit stiller Begeisterung, dann könnten Sie beruhigt hier im Hafen sitzen, in der Sonne dösen und auf das herrliche Meer blicken.“

„Aber das tue ich ja schon jetzt“, sagte der Fischer.

Fazit
Begebe dich nicht auf die Suche, wenn du schon angekommen bist. Veränderungen müssen nicht immer zu besseren Ergebnissen führen. Zufriedenheit braucht oft keine Veränderung und wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus.

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