Pärchen am Strand

Kennst du das? Dein emotionales Wohlbefinden ist ständig im Keller, weil dein Partner dich immer wieder enttäuscht? Und du findest vor lauter Enttäuschungen gar keinen Zugang mehr zu deinem Partner. Die emotionale Verbindung ist gekappt.

Du fühlst dich leer. Ausgepowert. Du steckst so viel Energie in die Beziehung und bekommst außer Frust nichts zurück. Dein Partner ist wie ein Planet, der fern im All um dich herumfliegt. Ganz weit weg.

Wie können wir uns vor Enttäuschungen schützen, ohne uns vom Partner zu trennen?

Tipp 1: Raus aus den Angelegenheiten des Partners

Der erste Schritt ist der, dass wir uns aus den Angelegenheiten anderer Menschen heraushalten. Auch aus der unseres Partners. Und dass wir ihn so nehmen und akzeptieren, wie er ist.

Ob ein Mensch ordentlich ist oder chaotisch, ob er pünktlich ist oder unpünktlich, ob er aufmerksam ist oder zerstreut, ob er verträumt ist oder präsent, introvertiert oder extrovertiert, ob aufsässig oder friedliebend – all das ist nicht unsere Sache, sondern die Angelegenheit des anderen.

„Wir sind zwar betroffen, aber der Charakter eines Menschen ist nicht unsere Angelegenheit.“

Gott sein Dank erlauben wir uns in dieser Gesellschaft die Andersartigkeit anderer Menschen. Und viele Leute erleben es als Gewinn – wenn es nicht ausgerechnet der Partner ist. Aus der Ferne ist Andersartigkeit super, je näher sie uns kommt, desto unheimlicher wird sie uns.

Meine Angelegenheit, deine Angelegenheit

Es ist meine Angelegenheit, ob ich pünktlich bin oder nicht. Es ist deine Angelegenheit, wie du auf meine Unpünktlichkeit reagierst.

Mein Fahrstil ist meine Angelegenheit. Deine Angelegenheit ist es, wie du darauf reagiert. Den Kopf schüttelst oder mir ’nen Vogel zeigst.

All meine Qualitäten sind meine Angelegenheit und ich möchte sie mir von keinem Menschen nehmen lassen. Ich will mir auch nicht nehmen lassen, was und wie ich denke. Was ich fühle. All das sind meine Angelegenheiten, und ich will nicht, dass sich irgendjemand in meine Angelegenheit einmischt.

Und du willst nicht, dass ich mich in deine Angelegenheit einmische. Richtig?

Leider sind die meisten Menschen viel zu oft in der Angelegenheit ihrer Mitmenschen und auch ihres Partners. Er soll anders sein – zumindest dort, wo uns sein Verhalten aus der Ruhe bringt.

„Wir sind immer wieder vom Partner enttäuscht, wenn wir seine Angelegenheit zu unserer machen.“

Konkret: Wenn du wieder einmal enttäuscht bist, dann versuch einmal herauszufinden: Was ist in der Situation deine Angelegenheit und was ist die Angelegenheit deines Partners. In wessen Angelegenheit bist du mit deinen Erwartungen?

Du ersparst dir viel Frust, wenn du unterscheiden kannst zwischen deiner Angelegenheit und der deiner Mitmenschen.

Tipp 2: Reden, statt Versprechen fordern

Auf die erste Enttäuschung, dass der andere nicht unsere Erwartungen erfüllt, folgt eine weitere ganz anderer Art.

Wer nicht gewillt ist, sich immer wieder enttäuschen zu lassen, der sucht das Gespräch mit dem Partner. Der macht ihm eindringlich klar, was man braucht und wie es nach seinen Vorstellungen laufen sollte. Dabei verrennt sich manch einer in unschönen Szenen und Forderungen.

In einem solchen Gespräch verspricht der Partner am Ende etwas, was er eigentlich nicht versprechen kann: den Partner nie wieder zu enttäuschen bzw. nie wieder einen Anlass zu geben. Je nach Temperament der beiden wird der Partner vielleicht mehr oder weniger direkt das Versprechen abgenötigt, sich in Zukunft anders zu verhalten.

Und bald folgt auf die erste Enttäuschung die zweite: Der Partner hält nicht, was er versprochen hat.

Gebrochene Versprechen sind die zweite Enttäuschung

Unter Druck und Manipulation gegebenen Versprechen sind Makulatur. Der, der sein Versprechen gegeben hat, boykottiert es unbewusst. Und taktische Versprechen als Beruhigungsmittel zu geben haben wir früh in der Kindheit gelernt. Im Elternhaus, in der Schule. Hat man sein Versprechen gegeben, löst sich sofort der gefühlte Klammergriff im Nacken.

Dass sich ein Mensch nicht an sein Versprechen hält, ist noch nicht einmal böse Absicht. In den Momenten, in denen wir ein Versprechen geben, überschätzen wir unsere Stärke und unterschätzen den inneren Schweinehund.

Die Gespräche mit unserem Partner über unsere Erwartungen und den gegebenen und gebrochenen Versprechen scheinen uns im Laufe der Jahre immer sinnloser zu werden. Unser Lebensgefährte mausert sich um sturen Bock oder zu einer störrischen Ziege.

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Konkret: Achte darauf, unter welchen Umständen dein Partner ein Versprechen gibt. Ist es seine Taktik, die Situation zu beruhigen oder gar zu beenden? Gibt er das Versprechen nur unter deinem sanften oder heftigen Druck. Dann hat es keinen Wert.

„Nur Versprechen, die von Herzen gegeben werden, lassen sich auch halten.“

Am besten verzichtest du ganz auf Versprechen. Sie helfen nicht wirklich weiter. Und am Ende – wenn sie gebrochen worden sind – streiten sich die meisten Partner nur noch über das gebrochene Versprechen und nicht mehr um die eigentliche Ursache der Enttäuschung.

Tipp 3: Betrachte deinen Partner als Persönlichkeit

Als moderne demokratisch lebende Menschen, die wir die Vorstellung haben, Individuen zu sein. So, wie die anderen Menschen andersartig sein dürfen, so wollen wir einzigartig sein. Jeder will eine ‚Persönlichkeit‘ darstellen.

Und unsere Vorstellung von Persönlichkeit ist verbunden mit den Werten ‚Verlässlichkeit‘ und ‚Berechenbarkeit‘. Das sind für viele von uns wichtige Werte und Tugenden.

Geplante Termine, die plötzlich nicht mehr in unseren Kalender passen und die wir ohne Schaden absagen könnten, nehmen wir trotzdem wahr – weil wir zugesagt haben. Wir wollen verlässlich sein.

Wir wollen nicht nur anderen Menschen gegenüber verlässlich sein, sondern auch uns selbst. Hier heißt es: sich selbst treu bleiben! Wir ertragen nur schwer das Gefühl, uns zu verbiegen. Und als ‚zuverlässige Persönlichkeit‘ geraten wir mit Versprechen schnell in ein Dilemma:

Wir wollen dem Partner gegenüber und uns selbst gegenüber zuverlässig wirken. Unserer ‚Persönlichkeit‘ gegenüber.

„Unsere Persönlichkeit ist gleichzeitig unsere Komfortzone, die wir nur ungern verlassen. In ihr fühlen wir uns echt.“

Doch im Zusammenhang mit einem gegebenen Versprechen ist unsere Persönlichkeit immer wieder heikel. In versöhnlichen und klärenden Gesprächen geben wir mit bester Absicht Versprechen, ohne die Konsequenzen zu bedenken.

Manche Versprechen, die wir unüberlegt geben, liegen oft außerhalb unserer Komfortzone. Um diese Versprechen zu halten, müssten wir unseren inneren Schweinehund überwinden und uns selbst untreu werden. Doch wer will das?

Wie frei bist du davon? Wie leicht fällt es dir, deine Komfortzone zu verlassen – dem Partner zuliebe?

Konkret: Sieh in deinem Partner eine Persönlichkeit, der es schwer fällt, sich zu ändern. Der nicht nur dir gegenüber zuverlässig sein will, sondern sich selbst auch. Der dir gerne authentisch begegnen möchte und nicht als falscher Fünfziger.

Tipp 4: Übernimm Verantwortung für dein Leben

Stell dich breit und dynamisch auf. Finde heraus, welche ‚heimlichen‘ Bedürfnisse und Wünsche du hast und welche davon dein Partner befriedigen soll. Verabschiede dich von der Vorstellung, dass dein Partner deine Wünsche und Bedürfnisse befriedigen und erfüllen soll. Es ist nicht seine Aufgabe, sondern es ist deine Aufgabe.

„Arbeite an dir als Persönlichkeit und arbeite dich nicht an deinem Partner ab.“

Gib dein Leben nicht aus der Hand, sondern nimm es in deine Hand. Übernimm die Verantwortung für dein Leben und überlass es nicht einem Dienstleister, der kein Dienstleister ist – deinem Partner.

Bedenke auch: Nur weil dein Partner deine Bedürfnisse und Wünsche kennen sollte, heißt das noch lange nicht, dass er gewillt ist, sie zu erfüllen. Oder dass er sie erfüllen kann. Diese oft unausgesprochene Erwartung bringt viel Frust und Enttäuschung mit sich.

Bei manchen Menschen gehört das untrennbar zusammen: Wenn mein Partner weiß, was ich will, dann muss er es auch befrieden wollen. Aus Liebe.

Schlimmer noch: Es wird als Liebesbeweis gewertet, wenn kein Wunsch offen bleibt. Auf der anderen Seite wird das Nicht-Erfüllen aber als Beweis dafür gesehen, dass uns der Lebensgefährte nicht mehr liebt. Man kann zwar einen Zusammenhang herstellen, aber es ist weder ein Beweis für Liebe noch der Gegenbeweis.

Je weniger du von deinem Partner erwartest, desto weniger wirst du enttäuscht sein. Je weniger du enttäuscht bist, desto mehr Nähe findest du zu deinem Partner.

“Enttäuschung ist etwas Gutes. Es ist das Ende der Täuschung.” Eckhart Tolle

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Ekke über sich: „Den Sinn meines Lebens sehe ich darin, die Lücke zu füllen, die ohne mich nicht wäre. Diese Lücke öffnet und schließt sich täglich neu.“

Mehr von Ekke Scholz auf seiner Homepage.

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