Spaß bei der Arbeit

Menschen dazu zu bringen, hart zu arbeiten und ihr Bestes zu geben – hochmotiviert zu sein – ist ein zentrales Problem nicht nur einzelner Unternehmen, sondern der gesamten Wirtschaft. Jeder kann an sich selbst erkennen, was für einen gewaltigen Unterschied es macht, wenn man motiviert ist: Man begegnet Herausforderungen mit Energie, man hält Routineaufgaben durch, man bleibt unter Druck ruhig, man findet Lösungen für Probleme. Wenn wir immer diese Art von Einstellung in uns selbst freisetzen könnten, würden wir im weiteren Sinne eine viel höhere Produktivität und eine florierende Wirtschaft produzieren.

Es gibt viele Ideen, wie die Motivation gesteigert werden kann: Es kann helfen, wenn ein Büro oder Arbeitsplatz hell, luftig und angenehm ist; wenn man viel Lob ausspricht, oder ein Tischtennistisch im Pausenraum aufgestellt wird. Aber solche Dinge kratzen nur an der Oberfläche. Die vorherrschende Meinung ist, dass der beste Weg, Menschen zu motivieren darin besteht, ihnen finanzielle Belohnungen und Anreize zu geben. Höhere finanzielle Belohnungen werden in unserer Arbeitswelt als der wesentliche Weg angesehen, um Engagement und Leistung zu fördern.

Diese Theorie wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in großem Maßstab angewandt. Sehr viele staatliche Unternehmen (z.B.: Eisenbahnen oder Kraftwerke) wurden als gescheitert angesehen. Sie waren nicht effizient oder profitabel. Die Privatisierung wurde als eine Möglichkeit gesehen, einen finanziellen Zuckerbrot- und Peitschenmechanismus zu verwenden, um sie zu reformieren. Bei Erfolg könnte das Management nun sehr viel höhere Gehälter erwarten. Und auf der anderen Seite, würde das Scheitern des Wettbewerbs vom Markt bestraft werden. Die Firma könnte pleite gehen, und jeder würde seinen Job verlieren – statt ewig von einer vergebenden und großzügigen Regierung unterstützt zu werden.

Angst und Geld, das vom freien Markt verwaltet wird, wurden als die entscheidenden Faktoren angesehen, die die Motivation verändern und glanzlose Unternehmen in kommerzielle Dynamos verwandeln würden. Dieser Ansatz hat sich tief in unsere Vision der Motivation eingearbeitet. Wenn ein Unternehmen die beeindruckendsten Absolventen einstellen möchte, muss es die höchsten Eintrittsgehälter anbieten. Der Tenor ist, wenn man mit Erdnüsse bezahlt, bekommt man Affen.

Motivation und der Glaube an das Gute

Immer noch kämpfen Unternehmen mit Motivation. Ihre Angestellten scheinen sich um die Arbeit selbst nicht zu kümmern: sie tratschen und plaudern; fühlen sich gelangweilt; werden leicht müde; sind unkonzentriert; tun das Minimum, mit dem sie davonkommen können; träumen immer von freien Tagen und Feiertagen; leben für das Wochenende. Sie möchten eine Beförderung, nicht weil sie wirklich gut darin wären, zusätzliche Verantwortung zu übernehmen, sondern weil sie mehr Geld verdienen wollen.

Organisationen spielen ständig mit den Hebeln der finanziellen Motivation herum. Anbieten oder Zurückhalten von Geld als Anreiz oder Drohung. Sie verwenden Einzel- und Teambonusse oder Geldprämien.

Warum dieser Ansatz kurzsichtig und wenig zielführend ist, beweisen einige sehr bemerkenswerte Beispiele für Motivation außerhalb dieses Systems. Z.B.: das Militär. In den Streitkräften (oft für sehr bescheidene Bezahlung) tun Menschen außergewöhnliche Dinge. Manchmal sogar sterben. Es ist ein erstaunlicher Kontrast. Man kann jemanden € 40.000 pro Jahr zahlen, der bereit ist, sein Leben zu opfern, aber Unternehmen haben Mühe, jemandem € 40.000 pro Jahr zu zahlen, um in einem Raum zu sitzen und Formulare auszufüllen.

Dies sagt uns, dass Motivation einfach nicht primär finanzieller Natur sein kann. Menschen können durch Geld bewegt werden. Aber sie können viel mehr durch andere Dinge bewegt und motiviert werden. Bleiben wir bei unserem Beispiel, dem Militär.

In der Armee glaubt der Soldat nicht nur, dass er seinen eigenen Interessen dient; er sieht sich selbst im besten Interesse seiner Nation. Die meisten Soldaten glauben, dass das, was sie tun, richtig und zutiefst wichtig ist. Die Intensität ihrer Motivation hängt mit ihrer Überzeugung vom großen Wert dessen zusammen, woran sie beteiligt sind. Sie sind im Prinzip nicht wegen des Geldes bereit, sich einer ernsthaften Gefahr auszusetzen. Es ist für die Ehre ihres Landes oder zum Schutz der Menschen, die sie lieben. Hier ist die Motivation das Ergebnis des Individuums, das mit einem instinktiven Gefühl agiert, durch seine Arbeit einen Teil dessen zu fördern, was man „Sinn“ nennen könnte. Natürlich muss der Soldat bezahlt werden (wie sonst könnte er leben?), aber es ist nicht das Geld, das die emotionale Anziehungskraft hat.

Welche Rolle spielt Sinnhaftigkeit?

Sinnhaftigkeit ist die Befriedigung der höchsten Bedürfnisse der Menschheit. Es sind all die Dinge, die man für ein Ideal des menschlichen Wachstums und des besseren Selbst hält – was der griechische Philosoph Aristoteles eudaimonia nannte. Eudaimonia lässt sich in etwa so wiedergeben: „in Übereinstimmung mit meinem wahren Selbst leben und mein Potenzial erfüllen“. Es umfasst, ohne darauf beschränkt zu sein, das Pflegen, Schützen, Entzücken, Unterhalten, Lehren und Ermächtigen anderer. Obwohl der Kapitalismus dazu tendiert, Menschen als primär finanziell getriebene, sich selbst maximierende Kreaturen zu beschreiben, gibt es tatsächlich einen tiefsinnigeren Grund, wodurch wir dazu getrieben werden, anderen Menschen zu dienen – und unseren größten Nervenkitzel daraus zu ziehen.

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Offensichtlich sind sich die Menschen nicht einig darüber, was genau der beste Weg ist, anderen zu dienen. Aber die Suche ist nicht für eine Sache, die jeden auf der Welt motivieren könnte. Was Unternehmen finden müssen, ist ein Portfolio authentischer Dienste, an die sie glauben können und die sie den Mitarbeitern mitteilen möchten.

Je mehr Arbeitnehmer fühlen, dass sie etwas zum Guten beitragen, desto weniger gibt es ein Motivationsproblem. Sie sehen ihre Arbeit als etwas Wichtiges, und wollen sie deshalb richtig machen. Menschen sind der festen Überzeugung, dass dies getan werden muss, und sie sind stolz auf ihre (wenn auch bescheidene) Rolle, dies zu erreichen. Geld ist hier ein wichtiger Wirkstoff. Aber es ist der Wert des Unternehmens, das die Menschen bewegt. Und wenn sich eine Organisation mit ihrer Dienstleistung überzeugend sinnhaft präsentieren kann, ist es weniger notwendig, das Instrument des Geldes als primäre Quelle der Motivation zu benutzen.

Für Organisationen ist es daher eine zentrale Herausforderung, ihre Mission zu erklären, um die tieferen Wurzeln der menschlichen Motivation zu erschließen. Doch diese wird für so mache Firma eine sehr anstrengende Übung sein. Denn es wird sich zeigen, wie weit sie derzeit von einem Ziel entfernt sind, das Menschen wirklich motivieren könnte. Wie weit sind sie davon entfernt, etwas wirklich Sinnvolles zu tun?

Es gibt viele Organisationen, wo der Sinn sofort erkennbar ist, wie Schulen und Krankenhäuser. Aber was ist mit einer Firma, die Büroklammern herstellt und liefert? Kann sie Sinnhaftigkeit vermitteln? Man könnte meinen, der Service, den sie bietet, ist sehr bescheiden: Verhindern, dass lose Dokumente durcheinander geraten. Aber das menschliche Territorium, in dem es operiert, ist groß: die Sehnsucht, zweckmäßige Ordnung zu bringen und aufrechtzuerhalten. Es ist das gleiche Ziel, das mit größerer öffentlicher Anerkennung durch Bibliotheken, Museen oder Statistiken bedient wird. Die Hersteller von Büroklammern leisten einen kleinen, aber bedeutenden Beitrag zur edlen Sache der Ordnung im menschlichen Leben.

Die Gesellschaft ist in dieser Hinsicht oft ziemlich snobistisch. Es wird dem Hirnchirurgen Glamour verliehen, aber die bescheidenere Arbeit der Krankenschwester vernachlässigt. Wir sind von Kampfpiloten beeindruckt, aber nicht so sehr von Verkehrspolizisten. Und doch sind die sogenannten „geringeren“ Aktivitäten immer mit den Höheren verbunden. Es braucht nur ein großzügigeres, fantasievolleres, sogar künstlerisches Auge, um die Verbindung zu erkennen.

Die einfachen Dinge, die gemacht werden müssen

In unserem Umfeld erleben wir Menschen, die in Aktivitäten involviert sind, die allgemein als ziemlich bescheiden angesehen werden. Den Hof fegen, eine Socke stopfen, die Fliesen schrubben. Und wir können uns vorstellen, dass Menschen oft nicht sehr motiviert sind das zu tun. Man fragt sich: „Was ist der Sinn? Ich werde es morgen erst wieder tun müssen. Niemand bemerkt viel. Es ist so langweilig. Aber ein bemerkenswertes und sehr notwendiges Ziel ist es, diesen kleinen Aufgaben wahren Glanz zurückzugeben: an sich sind sie vielleicht minderwertig. Aber sie symbolisieren etwas Wichtiges. Sie sind die Details, aus denen ein attraktives bürgerliches Leben entsteht. Es zeigt die Schönheit dessen, was Menschen tun, um ein Haus sauber zu halten. Es erinnert an das wunderbare Ganze, von dem wir Teil sind. Und damit spielt die Rolle des Geldes in der Motivation eine kleine Rolle.

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Eine zentrale Aufgabe des Managements muss also sein, dafür zu sorgen, dass der Sinn des Aufgabenbereiches, in dem das Unternehmen tätig ist, so sichtbar wie möglich wird. In der Armee und anderen leistungsfähigen Organisationen ist der Sinn sichtbar, ohne dass viel getan werden muss. Man kann auch sagen, dass Gehirnchirurgie und Zivilschutz wichtig sind. Außerdem gibt es in der Armee Lieder und Flaggen, Rituale, Abzeichen und Zeremonien, die darauf ausgerichtet sind, klar zu zeigen, wofür diese Organisation gerade ist. Die Relevanz (und damit der Wert) jeder Aufgabe kann erklärt werden. Wenn jemand fragt, warum er seine Schuhe so sehr polieren muss, gibt es eine Antwort: Es ist eine Übung in Disziplin. Oder wenn sie fragen, warum sie an heißen Tagen lange Läufe machen müssen, um sich auf Zustände in Konfliktzonen vorzubereiten? Der Sinn, die Armee hier als Modell zu benutzen, besteht nicht darin, sie zu preisen. Es zeigt die organisatorischen Vorteile einer Institution, die sich selbst als eine klare und wichtige Beziehung zur Sinnhaftigkeit sieht.

Wenn Mitarbeiter zum Teil des Ganzen werden

Lasst uns in den zivilen Sektor schauen. Die Schweizer Bundesbahn hat ihre relativ unaufgeregte Aufgabe, Menschen in rechteckigen Kisten von einem Ort zum anderen in der Helvetischen Republik zu bewegen, über einen interessanten Ansatz, nämlich den der Integration, gestaltet. Auf rein praktischer Ebene sind sie darauf bedacht, dass der Zugverkehr mit den Bus- und Bootsdiensten abgeglichen wird. Aber darüber hinaus ist es eine politische Ambition: Ein Land sollte sich als eine kollektive Einheit sehen, ihr Leben ist verbunden und ein zivilisiertes, universales und egalitäres Transportsystem gibt dieser Idee einen physischen Ausdruck. Die Firma ist eine Art säkulare Religion, die Fahrpläne und Verbindungen verehrt. Durch die Investition in besonders schöne Uhren (die alle synchronisiert sind), elegante Stationen und würdevolle Uniformen und durch die Entwicklung eines Kultes, pünktlich zu sein.

Ein Mitarbeiter könnte eine vergleichsweise kleine Aufgabe haben: die Überwachung von Frachtbewegungen oder die Kontrolle von Fahrkarten. Aber sie sind zu Recht stolz darauf, Teil dieses mächtigen Systems zu sein. Das ist eine andere Art zu sagen: sie können sehen, wie das, was sie tun, tatsächlich der Nation dient.

Wir sollten zwei weitere Aspekte berücksichtigen: Erstens, die Schweizer Bundesbahn schafft es, sowohl hocheffizient als auch in Regierungshand zu sein (keine Notwendigkeit einer Privatisierung, wenn der Sinn sichtbar ist). Und die Löhne müssen nicht besonders hoch sein, weil die Leute wissen, was sie bedienen und stolz darauf sind.

Die ideale Arbeitswelt

In der idealen Wirtschaft würden sich alle Firmen auf die Erfüllung unserer wahren Bedürfnisse konzentrieren. Somit würden alle in mehr oder weniger direkter Weise dem Guten dienen. Und deshalb wäre jeder Job es wert, getan zu werden, und die Person, die es macht, würde ein volles Maß an Sinnhaftigkeit und Selbstachtung genießen. Und die Eigentümer der Unternehmen hätten ebenfalls Anspruch darauf.

Leider sind wir noch nicht dort. Viele Firmen verkaufen uns unterdurchschnittliche Waren und fördern das Wohlergehen der Menschen nicht in irgendeiner Weise. Das sind die Firmen, wo Geld alles ist und wo wir in unseren Knochen fühlen, dass das Arbeiten dort nur „ein Mittel zum Überleben sein wird, anstatt zu gedeihen“.

Aber wir können bereits die Zukunft des Kapitalismus sehen: eine Welt, in der wir besser lernen müssen, Geld aus dem Sinnhaften zu machen – und wo wir lernen müssen, das Gute für Mitarbeiter und die Welt sichtbarer zu machen. So dass man für Geld arbeitet, aber dabei erkennt und daran glaubt, eine etwas bessere Welt zu machen, mit einer eleganten Büroklammer nach der anderen.

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