Weg in die Freiheit

Petra und Gabi trafen sich, wie jede Woche, in „ihrem“ Café.

Meist wurde es ein Plausch – quer durch die Themen-Botanik: Der letzte Fehlkauf, Essen, Arbeit und natürlich – die Männer.

Petra hatte schon am Telefon angekündigt, dass sie ihr unbedingt etwas erzählen müsste. Gabi hörte schon an der weinerlichen Stimme, dass es sich um keine Freuden-Nachricht handelte.

Also wartete sie bereits ungeduldig im Café auf ihre liebe Freundin. Sie kannten sich bereits aus Kindheitstagen. Zwar hatten sie sich nach der Schule für einige Jahre aus den Augen verloren, waren sich dann aber beim Shoppen wieder begegnet und seither unzertrennlich.

Jedes Jahr fuhren sie mindestens für ein verlängertes Wochenende in eine andere Stadt, gingen mehr, oder weniger regelmäßig gemeinsam ins Fitness-Studio, aber den leckersten Latte Macchiato gab es nur hier – in ihrem Café.

Nur heute, bekam er durch die Begleitumstände, eine leichte Bitternote. Seit sie sich verabredet hatten, rätselte Gabi, um was es sich handeln könnte. Der Job konnte es nicht sein: Deshalb weint Petra nicht.

War jemand gestorben? Dann hätte sie schon am Telefon gesagt, um wen es sich handelt. Nein, nein – es musste etwas sehr dramatisches sein.

Sie zupfte gedankenverloren an ihren Haaren, ließ den Blick durch das Café schweifen und dann ging auch endlich die Tür auf und Petra kam herein gestürmt.

„Ach, vom Einkaufen konnte sie das „Drama“ nicht abhalten“ – dachte Gabi, als Petra sich mit zwei Einkaufstaschen bewaffnet sich neben sie setzte.

Sie sah blass aus, etwas verweinte Augen, oder lag es an der fehlenden Schminke? – dachte Gabi. Ach egal, sie war gespannt, wie ein Flitzebogen auf die Neuigkeiten.

Beziehung loslassen, oder kämpfen

Sofort fragte Gabi: „Wie geht es dir? Nun erzähl schon. Was ist passiert?“

Das war das Startsignal für Petra. Wie ein Wasserfall sprudelte es aus ihr heraus:

„Stell dir vor“ begann sie. Jürgen – ihr Freund – war gestern nach Hause gekommen und teilte ihr mit, dass er ausziehen werde.

„Ich dachte zuerst, dass sei ein schlechter Scherz!“ – führte Petra weiter aus. Aber leider nein.

Als sie nach dem Warum fragte, meinte er, er müsse nochmal von vorne anfangen: Neuer Job, neues Umfeld und offensichtlich eine neue Freundin. Das hat er natürlich so nicht gesagt, aber sie vermutete es.

Jetzt redete sich Petra richtig in Rage: „Dieser Sch….kerl! Was bildet der sich ein!“

Sie hatte ihn die ganze Zeit unterstützt, damit er sich voll auf seine Selbständigkeit konzentrieren konnte. Sie hatte den kompletten Haushalt übernommen, ihm die Finanzbuchhaltung abgenommen, ging an Wochenenden allein zu Freunden, damit er „in Ruhe“ arbeiten konnte.

Zweisamkeit fand quasi seit über 6 Monaten nicht mehr statt und jetzt das!!!

Einfach abserviert. Kein Raum für ein Gespräch gelassen und sie die ganze Zeit in dem Glauben gelassen, dass (mehr, oder weniger) alles in Ordnung sei.

Er hatte sie einfach vor vollendete Tatsachen gestellt – dieser Feigling!

Denn kaum war es ausgesprochen, spazierte er ins Schlafzimmer und packte seine Koffer.

Wo er denn jetzt hin wolle, fragte Petra ihn. Erst mal zu einem Freund.

„Aha“ antwortete sie nur. War es ihm schon so unangenehm noch eine Nacht länger bei ihr zu bleiben??

Sie fühlte sich ohnmächtig, hilflos und unverstanden.

Ihr fielen auch keine Worte mehr ein, als er an ihr vorbei marschierte und noch meinte, er würde den „Rest“ in den nächsten Tagen abholen.

Das war’s also: 5 Jahre einfach so abgeschlossen und die Nächste in den Startlöchern?!

„Bist du dir denn sicher, dass er eine Neue hat“ – fragte Gabi vorsichtig nach.

„Ach, das macht nun auch keinen Unterschied mehr!“ – erwiderte Petra trotzig.

Doch die Wunde saß tief. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, musste sie sich eingestehen, dass sie nicht loslassen konnte.

Über Wochen und Monate trauerte sie, war wütend und schimpfte darüber, wie ungerecht behandelt sie sich fühlte.

Sie haderte mit dem gesamten Leben. Nichts machte mehr Spaß. Weder die Arbeit, noch private Unternehmungen. In ihrer Wohnung lief sie auf und ab und fand keine Ruhe.

Immer wieder starrte sie aufs Handy, in der Hoffnung, dass „Er“ sich doch noch meldete und reumütig zurück kehren wollte.

Aber das passierte nicht – nichts passierte. Sie war einfach auf ganzer Linie unglücklich und enttäuscht.

Sie konnte einfach nicht verstehen, weshalb er ihr das antat.

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Verhaltensmuster durchbrechen

Im tiefsten Tal der Tränen angekommen sah sie im Fernsehen eine Sendung über toxische Beziehungen. Woher sie kamen und wie sich gestalten.

Plötzlich entdeckte sie Parallelen zu ihrem Leben. Nicht nur, dass Liebesbeziehungen immer wieder in die Brüche gingen, sondern auch welche Muster sich dahinter verbergen.

Sie hatte sich immer zu 100% auf ihre Partner eingelassen und dabei sich selbst vergessen. Niemand fragte nach ihr: Was sie gerne machen würde, oder gar nicht mochte.

Sie spürte nicht mehr die Grenze zwischen Du und Ich, konnte schlecht „Nein“ sagen und litt unter Verlustängsten.

Der Schlüsselsatz fiel dann von einer Betroffenen: „Es ist ja schön, dass du für deinen Partner da bist. Aber was tut er für dich?“

Auf diese Frage fiel ihr nicht sehr viel ein.

Sie begann zu analysieren, wann diese Verhaltensmuster bei ihr begonnen hatten.

Dabei konnte sie sich erinnern, dass ihr Vater in der Kindheit nie Zeit für sie hatte. Er musste viel arbeiten und wenn er dann mal zu Hause war, war er zu müde, um mit ihr zu spielen.

Hatte er jemals mit ihr etwas gespielt? Sie konnte sich nicht erinnern.

Meist war sie mit ihren Freundinnen zum Spielen draußen, oder im Sportverein.

So musste wohl das Defizit an Aufmerksamkeit und Zuneigung entstanden sein. Vermutlich schlussfolgerte sie daraus, nicht gut genug zu sein.

Unbewusst passte sie sich ihrer Umgebung und damit auch ihren Partnern an. Sie holte sich ihre Anerkennung bei der Arbeit und vertraute darauf, dass ihre Beziehungen ihr das gaben, was ihr fehlte.

Der Haken an der Sache war nur, da sie nicht bewusst kommunizierte, was ihr wichtig war und wurde somit immer wieder enttäuscht.

Sowohl im beruflichen, wie auch im privaten Bereich.

So kam, was kommen musste: Alles endete immer wieder in Enttäuschungen und einer großen Traurigkeit. Sie fühlte sich unverstanden, nicht gesehen und ungeliebt.

Lebenspartner verließen sie, sie kündigte Jobs, um woanders ihr Glück zu finden und – guess what??

Nichts verbesserte sich!

Bis sie sich nun endlich die Zeit nahm, darüber nachzudenken, welchen Anteil sie an den Dramen hatte.

Da ihr quasi in die Wiege gelegt wurde, dass nur Leistung Anerkennung brachte, hatte sie wenig Selbst-Bewusstsein

Mit ihrer Freundin ging sie folgende 4-Schritte des Loslassens durch:

1) Sie entwickelten ein Mindmap, auf dem Petra ihren Lebensweg aufzeichnete. Quasi eine Landkarte, auf der sie alles abbildete, was sie bereits in ihrem Leben erreicht und welche Herausforderungen sie bewältigt hatte.

2) Daraus entnahm sie ihre Stärken, die sie immer wieder motivierten weiter zu gehen.

3) Dann stellten sie einen Routine – Tracker zusammen, der ihr Zeit für sich und ihre Bedürfnisse gab.

4) Sie steckte sich neue Ziele, mit Dingen, die sie schon lange machen wollte.

Mehr über Ziele erfährst du hier.

Das Gefühl selbst ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen und zu gestalten, gab ihr die Lebensfreude zurück, die sie so lange vermisst hatte.

Ein Mönch sprach zu seinen Schülern: „Wenn wir verletzt werden, ist es, als würde uns ein Pfeil treffen. Das ist Schmerz. Es tut weh. Doch es gibt noch einen zweiten Pfeil: Unsere Reaktion auf die Verletzung, unser Zorn, unsere Sehnsucht nach Rache. Dieser zweite Pfeil geht über den Schmerz hinaus. Das ist Leiden.“

Be balanced!

Die Autorin

Ich bin Cornelia Braun. Lifecoach & Hundefitnesstrainerin. Ich unterstütze Hundemenschen und ihre Hunde auf ihrem Weg zu einer harmonischen Beziehung und zu mehr mentaler & körperlicher Gesundheit

Mehr Informationen findest du auf meiner Seite: https://balancemithund.home.blog

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