
Tessa war eine zierliche Person. Ihre unbändigen braunen Locken wippten bei jedem Schritt mit. Große braune Augen blickten unter ihrem wilden Pony hervor.
Es hatte immer den Anschein, dass sie sich ihrer Wirkung nicht bewusst war und sie führte ein angepasstes Leben.
Tessa hasste es, im Mittelpunkt zu stehen und lebte nach dem Motto: „ Nur nicht auffallen.“
Vermutlich war das Teil ihrer Erziehung und sie wollte unbedingt gemocht werden. Sie traute sich kaum ihre Meinung zu äußern, immer voller Angst, danach abgelehnt zu werden.
So hatte sie später immer äußerst selbstbewusste Freunde, die meinten zu wissen, was das beste für Tessa sei. Dabei wurde Tessa immer stiller. Die Freunde verabschiedeten sich immer wieder und sie blieb allein zurück.
Als sie dann die Pflege ihrer Mutter im Hospiz übernahm, hatte sie gar keine Freunde mehr. Nach der Arbeit ging sie ins Hospiz und blieb dort bis spät in die Nacht an der Seite ihrer Mutter. Auch wenn sie diese Zeit alleine durchstehen musste, war es doch eine emotional sehr intensive Zeit.
Noch nie hatte sie sich ihrer Mutter so nah gefühlt. Sie erzählten sich Geschichten aus vergangenen Jahren, Tessa las ihrer Mutter aus ihrem Lieblingsmagazin vor und sie saßen , so häufig wie möglich, draußen auf der Terrasse. Den Platz liebte ihre Mutter am meisten: Umringt von Pflanzen und Blumen lächelte sie in die Sonne.
Das Sterben gehört zum Leben und nicht umgekehrt
Eines Morgens – es war 4.45h erreichte sie der Anruf aus dem Hospiz, dass ihre Mutter friedlich eingeschlafen war.
Noch ein letztes Mal ging sie zum Hospiz, um die persönlichen Dinge ihrer Mutter abzuholen und fiel dann erst einmal in ein tiefes Loch.
Nun war sie wirklich allein. Ihr Vater war schon lange getrennt von ihrer Mutter. Ihm musste sie nun auch die Nachricht überbringen.
Die Wohnung ihrer Mutter war bereits aufgelöst und nichts hielt Tessa mehr an ihrem Geburtsort.
Sie suchte sich eine neue Arbeit und zog in eine andere Stadt. Irgendwie wollte sie mit dem traurigen Kapitel ihres Lebens abschließen und neu durchstarten. Doch das war gar nicht so einfach. Sie fühlte sich in der Fremde genau so einsam.
Nur schwer fand sie Kontakte und entschied sich, in einem Tierheim auszuhelfen. Dabei lernte sie „Love“ kennen. „Love“ war eine Mischung aus Jack Russel und Chihuahua. Er hatte ein weißes Fell und ein paar braune „Kuhflecken“ auf dem Körper.
Ein aufgeweckter, kleiner Hund, der gerne spielte und rannte. Er fand schnell Vertrauen zu Tessa und sie ging, nach ihren üblichen Pflichten im Tierheim, immer mit ihm eine Runde spazieren.
Nach einigen Wochen entschloss sie sich ihn zu adoptieren. Tessa hatte ein bisschen Angst vor der Verantwortung, aber der kleine Mann hatte ihr Herz erobert, so dass sie sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen konnte.
Nur wer Herzen bewegt lebt wirklich
Viel später wurde ihr bewusst, dass er so ganz anders war, als sie:
Er zeigte immer sofort, wen er mochte und wen nicht. „Love“ machte ihr klar, was ihm wichtig war – und zwar in jedem Moment. Er trug die Vergangenheit nicht mit in die Gegenwart und lernte mit Herausforderungen umzugehen.
Und die gab es zu Beginn reichlich. Durch seine „lebendige“ Art eckte er an und so manche Hundebegegnung ging mehr schlecht, als recht aus.
Tessa wurde vorsichtiger und lernte – gemeinsam mit „Love“ – ihn entspannt an anderen Hunden vorbei zu führen. Sie lernte „Nein“ zu sagen und zu akzeptieren, dass nicht alle (Hunde)Menschen in ihr Leben passten.
Doch irgendwie machte sie das noch einsamer. Eigentlich war man doch unter „Hundemenschen“ immer in Gesellschaft. Doch entweder begegneten ihr Menschen, die von sich aus schon einen Bogen um sie machten, oder sie musste „Love“ beschwichtigend vorbei führen.
So lebte Tessa lange Zeit mit „Love“ in trauter Zweisamkeit, aber irgendwie einsam. Sie wurde immer nachdenklicher und trauriger. Manchmal schwappte die Traurigkeit auch in Wut über sich, ihren Hund und das Leben im generellen.
Warum war bei ihr alles so schwierig? Sie wollte doch einfach nur glücklich sein. Aber offensichtlich klappte das bei allen anderen, nur nicht bei ihr.
Tessa wollte aber nicht eine einsame Oma werden, die nur noch ihren Hund als Gesprächspartner hatte.
Jeden Moment genießen, denn er wird nicht wieder kommen
Daher raffte sie sich auf und wollte etwas Neues lernen. Etwas das ihr Spaß machte und sie neue Gesprächsthemen fand, außer Hunde und Spazierwege.
Sie erinnerte sich, dass sie früher immer gerne tanzte: Jazzdance und Hip Hop. Warum nicht wieder damit starten! Sie meldete sich in einer Tanzgruppe am Ort an und ging mit einigem Magengrummeln zur ersten Stunde. Sie fühlte sich unwohl in eine Gruppe von neuen Menschen zu kommen. Doch ihre Befürchtungen waren umsonst. Alle waren nett, offenherzig und verbreiteten gute Stimmung.
Völlig beschwingt ging sie bereits nach der ersten Stunde nach Hause. Am Samstag wollte sie mit der ganzen Gruppe einen Cocktail trinken gehen.
Und natürlich gab es in der Gruppe auch die eine oder andere Hundebesitzerin. Sie hatten sich bereits verabredet, um etwas Neues zu lernen – guess what??? Dogdance !!!
„Manchmal zeigt sich der Weg erst, wenn man anfängt ihn zu gehen.“
Paulo Coelho
Be balanced!
Deine Cornelia
Die Autorin
Ich bin Cornelia Braun. Lifecoach & Hundefitnesstrainerin. Ich unterstütze Hundemenschen und ihre Hunde auf ihrem Weg zu einer harmonischen Beziehung und zu mehr mentaler & körperlicher Gesundheit
Mehr Informationen findest du auf meiner Seite: https://balancemithund.home.blog/