mehr Selbstvertrauen

Ich möchte euch heute einmal eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte über eine Familie (dies kann man auch gern als Metapher zu einer Firma nehmen), die zeigen soll, dass wir Menschen viel zu viel organisieren und managen, anstatt zu motivieren und zu führen. Das Eltern (oder eben auch Firmenchefs) sich permanent in den Stress und in die Kraftlosigkeit steuern, dass sie keine Verantwortung abgeben und nicht merken, wie einfach es wäre, wenn sie in ihrem Umfeld nur eines machen würden: Befähigen!

Nun aber zu unserer Familie. Der Ehemann hat einen verantwortungsvollen Job in einem Konzern in der mittleren Managementebene. Meistens verlässt er so gegen 6:30 Uhr das Haus und kommt gegen 18:00 Uhr wieder heim. Leider geht somit das Familienleben während der Woche an ihm vorbei. In den letzten Wochen bemerkte er aber, dass seine Frau immer unglücklicher wurde. Sie wirkte kraftlos und gestresst, man könnte sogar sagen, leicht depressiv. Eines Abends, als seine Frau wieder einmal völlig erschöpft auf der Couch lag, öffnete er eine Flasche Wein und setzte sich zu ihr.

„Was ist los mein Schatz“ fragt er sie? Darauf antwortet die Frau: „ich bin wirklich fix und fertig und habe keine Nerven mehr. Zur Zeit ist es einfach furchtbar mit den Kindern. Das ich mich um den Kleinen kümmern muss ist klar, aber die beiden großen verhalten sich eben so, als wären sie Kleinkinder. Wenn ich Ihnen nicht ständig alles sagen würde, was sie zu tun haben, würden sie überhaupt nichts auf die Reihe bekommen. Sie würden nicht aus dem Bett kommen, nicht frühstücken, vermutlich den Bus verpassen, keine Hausübungen machen und was weiß ich noch alles… du bekommst das ja nicht mit, da du den ganzen Tag in der Arbeit bist. Und wenn du frei hast, haben die Kinder ja auch frei“

Der Mann merkte, wie ernst es seiner Frau war und beschloss, sich gleich am nächsten Montag frei zu nehmen. Er stand wie immer gemeinsam mit seiner Frau um 06:00 Uhr auf, aber diesmal beobachtete er einfach den Ablauf. Seine Frau ging um 06:15 Uhr in die Zimmer der beiden großen Kinder um sie aufzuwecken. Zuerst zu ihrer 12-jährigen Tochter, dann zu ihrem 13-jährigen Sohn. Da keiner von den beiden aufstand, ging sie wieder zu ihrer Tochter um sie wachzurütteln, und danach wieder zu ihrem Sohn. Nach ca. 10 Minuten haben es die beiden tatsächlich aus dem Bett geschafft. Nun ging das Drama aber erst richtig los.

Die Frau bereitet das Frühstück vor, und rief den Kindern, dass sie sich beeilen sollen. Aber nichts passierte, sie ging hoch und klopfte an die Badezimmertür: „kommt beeilt euch, ihr müsst euch ja noch anziehen und danach habt ihr nur noch 10 Minuten zum frühstücken, dann kommt der Bus“. „Ja gleich“, hört man aus dem Badezimmer. Ein paar Minuten später klopfte sie wieder an die Tür und verlor schön langsam die Nerven. „So jetzt beeilt euch“ ermahnte sie mit einem scharfen Ton. Endlich öffnete sich die Tür, und die beiden Teenager verschwanden im Zimmer. „So jetzt heißt es aber Gas geben“, sagt meine Frau „zieht euch so rasch als möglich an sonst könnte ihr nicht einmal frühstücken, bevor es in die Schule geht“.

Natürlich gab hier gar keiner Gas. Im Gegenteil, die Frau musste ihnen sogar noch beim anziehen helfen. Als sie runter gingen um vielleicht noch ein kleines Steh-Brötchen zu essen, hörte man schon den Schulbus hupen. Es war 07:15 Uhr

Die Kinder liefen raus, und meine Frau setzte sich erschöpft an den Küchentisch. „Und so ist es jeden Tag“ sagte sie zu ihrem Mann. Der Mann dachte sich nur: „kein Wunder, dass meine Frau so deprimiert ist. Da wäre ich auch deprimiert“. Doch der Mann erkannte auch die Wurzel des Problems: seine Frau übertrug den Kindern keinerlei Verantwortung!

Aus diesem Grund wurde eine Familienversammlung einberufen.

Der Vater legte los: „heute früh wurde ich Zeuge von wahrem Chaos“. Die Kinder lachten. „Ich würde ja auch gerne lachen“, sagte der Vater, „aber leider ist eurer Mutter das Lachen schon lange vergangen. Durch euer Verhalten raubt ihr eurer Mama die gesamte Energie. Ich denke, euch muss einfach einmal bewusst werden, dass ihr gewisse Dinge völlig allein machen könnt, und eure Mutter dazu nicht mehr braucht. Schließlich werdet ihr jetzt erwachsen und ich finde, ihr solltet euch auch schön langsam wie Erwachsene benehmen“

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Also stellt der Vater ein paar Fragen: „ihr habt ja alle ein Handy, wer von euch denkt, dass er sich ganz alleine den Wecker stellen kann?“ Die beiden Teenager sahen ihren Vater an, als ob er sie veräppeln will. „Nein, ich meine das ernst“ wiederholte der Vater, „wer von euch traut sich diese schwierige Aufgabe zu?“

Beide hoben die Hand

„O. k., nächste Frage: wer von euch zwei denkt, dass er es schaffen kann, in 30 Minuten folgende schwierigen Dinge zu bewältigen: aufzustehen, ins Bad zu gehen, waschen und Zähneputzen, ins Zimmer zurück gehen, aufbetten, sich anziehen, eventuell noch einmal kurz ins Bad und die Frisur zu checken.“

Die beiden schaut verdutzt ihren Vater an und antworteten: „30 Minuten? Dafür brauchen wir ja keine 20.“

Und wieder fragte der Vater: „wer von euch kann schon am Abend vorher sich die Sachen zurecht richten die er am nächsten Tag anziehen will?“

Alle hoben die Hand und hatten mittlerweile Spaß daran, weil sie dachten: „cool, ich kann das ja selber“. Dann fragte der Vater wieder: „wer von euch kann seine Schmutzwäsche wegräumen und sein Zimmer aufräumen, ohne dass er dazu aufgefordert wird?“

Wieder hoben alle die Hand.

„Sehr gut“ bemerkte der Vater. „Seht ihr, was ihr alles selber könnt. Jetzt werden wir einen Familienplan erstellen, an den ihr euch alle halten könnt“. Und so geschah es auch. Sie schrieben alles auf, was sie schon alleine tun können, und erstellten auch so eine Art Mini-Zeitplan, wann diese Arbeiten am meisten Sinn machten.

Natürlich musste der Vater auch ein paar Vereinbarungen treffen, sozusagen ein „feintuning“ dieser Familienregeln. Es wurden ein paar Dinge aufgeschrieben, wo Mamma und Papa noch helfen mussten, und es wurden sowohl positive als auch negative Konsequenzen vereinbart. Die positive Konsequenz war, dass wenn an einem Tag, alle Regeln befolgt wurden, es einen Familienpunkt gab. Wenn die Regeln nicht eingehalten wurden wurde ein Punkt abgezogen. Das sollte dazu führen, dass sich die Kinder gegenseitig unterstützen, damit ein Punkt erreicht wird. Ab 5 erreichten Familienpunkten gab es eine Belohnung. Diese sah immer etwas anders aus: Pizzaabend, selbstgemachte Zuckerwatte am Nachmittag, einmal ins Hallenbad fahren, Familienausflug, und so weiter.

Alle waren zufrieden, und die Eltern dachten sich, mal sehen was passiert. Und was soll ich euch sagen, sie konnten es kaum glauben. Bereits am nächsten Tag ging um 06:00 Uhr der Wecker los und die Kinder standen tatsächlich von alleine auf. Bevor die Eltern erst richtig wach waren, waren sie schon im Badezimmer. Komplett verdutzt standen sie auf und konnten ihren Augen kaum trauen. Wofür die Kinder normalerweise 1 Stunde verschwendeten, brauchten sie jetzt lediglich 20 Minuten. Als die Kinder aus dem Haus waren, hatte die Frau richtig gläsrige Augen. „Ich kann das einfach nicht glauben“ sagte sie, „aber ich bin auch gespannt, wie lange das anhält“.

Nun, das war jetzt vor einem halben Jahr. Natürlich war der Enthusiasmus nicht immer gleich, aber trotz allem hat sich die Situation wesentlich verbessert. Das Schönste war zu sehen, dass die Kinder viel selbständiger wurden.

Diese Eltern haben gelernt, dass es in ihrer Verantwortung liegt, wie sich ihre Kindern entwickeln. Zuerst suchten sie die Fehler bei ihren Kindern, lernten dann aber, dass es alleine in ihrer Macht lag, etwas zu verändern. Im Grunde genommen war es eine Art Coaching in der Familie. Es ging ihnen wie vielen Eltern. Man denkt sich, es kann doch nicht sein, das man seinen Kinder immer alles vorbeten muss, vor allem wenn man weiß wie viel Potenzial sie eigentlich hätten.

Aber genau das ist der Schlüssel, man muss den Kindern ihre Potenziale aufzeigen und ihnen somit Selbstvertrauen einimpfen. Dann setzen sie auch viel einfacher ihre Potenziale frei und übernehmen auch Verantwortung. Das Ergebnis ist schlussendlich ein Paradebeispiel für die Kraft der Befähigung.

1 Kommentar

  1. Sehr schöner Beitrag zu einem wichtigen Thema!
    Selbstständigkeit ist eine Fähigkeit, die so viel möglich macht und daher sehr früh erlernt werden sollte. Ob es tatsächlich immer so einfach ist wie in der Geschichte sei dahingestellt, aber der bloße Versuch ist es schon wert!
    Als Lerncoach achte ich selbst sehr auf die Vermittlung von Methoden zum selbstständigen Weiterarbeiten. Diese Fähigkeit kann in einer Zeit, in der alles Wissen eigentlich immer zugänglich ist, nicht überschätzt werden!

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