strahlend schöne Frau

Die schönsten Falten sind die Lachfalten. Vor allem, wenn sie sich bei einem Lachanfall zeigen, während mir der Bauch schon leicht schmerzt und die Tränen fließen. Doch es gibt auch andere Momente, die meine Falten zeigen. Manchmal spüre ich, wie meine Gesichtsmuskeln langsam Spannung aufbauen und sich meine Querfalten auf der Stirn bilden. Gleichzeitig höre ich innerlich einen Schrei von „echt jetzt?!“.

Vor allem, wenn mein Gegenüber eine Aussage trifft, die mich am gesunden Menschenverstand zweifeln lässt. Meistens denke ich mir: „Ist das jetzt wirklich ernst gemeint? Bist du dir bewusst, was du da gerade sagst und welche Bedeutung dahinter steckt?“. Bei Tätigkeiten, die meine volle Konzentration erfordern, bemerke ich ebenfalls die (An-)Spannung, die sich in Form von Stirnrunzeln zeigt.

Falten erzählen eine Geschichte

In einem Song von Brandi Carlile heißt es: „All diese Linien in meinem Gesicht, erzählen dir die Geschichte, wer ich bin. So viele Geschichten, wo ich war, und wie ich dort hinkam, wo ich jetzt bin“.

Für mich bedeuten Falten, dass ein Mensch bereits mehrmals den Mut hatte, ins Leben einzutauchen, sich auf Begegnungen und Erfahrungen einzulassen. Falten zeigen die Zeichnungen des Lebens. Warum sollen sie dann überdeckt oder weg gespritzt werden?!

Botox – Das Nervengift für die aalglatte Erscheinung

Ich möchte nicht, dass mein Gesicht aussieht, als wäre ein Bügeleisen darüber gefahren! Menschen dürfen mir ansehen, dass ich tief ins Leben eingetaucht bin und die tiefe Reise Spuren hinterlassen hat. Glatte Haut ist auch ein falsch verstandenes höher-schneller-weiter-Gequatsche. Weshalb sollte mein Gegenüber nicht sehen dürfen, wer ich bin und dass ich meine Erfahrungen im Leben machen durfte? Anti-Aging-Mittel gehören für mich übrigens auch zu dieser Kategorie. Jeder Mensch wird bis zu seinem Tod täglich älter, wir sitzen alle im gleichen Boot. Am Tag unserer Geburt beginnen wir auf dieser Welt zu altern. Wunderbar, sage ich da und verspüre eine tiefe Dankbarkeit, dass ich mein Leben (er-)leben darf.

Wo sind wir denn angekommen, dass ein Nervengift gespritzt wird, um die „Hülle“ wieder zu glätten? Mal davon abgesehen, dass für mich der Körper der Tempel ist, worin meine Seele und mein Geist wohnen dürfen, ist es ein nicht notwendiger Eingriff. Für mich ist das keine respektvolle Haltung, einem Körper gegenüber und es wird auch die Lebenserfahrung verleugnet.

Nervengift lähmt. Es macht die Gesichtserscheinung wieder jünger, voller oder straffer, doch es beeinflusst auch die Mimik. Es wird ein Gift gespritzt, weil zuvor vielleicht keine rechtzeitige Grenze in einer vergifteten Situation gezogen wurde. Das kann z. B. eine toxische Beziehung, eine Unzufriedenheit mit seinem Selbst oder eine Missstimmung am Arbeitsplatz sein.

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Vergiftetes Umfeld verändern

Unzufriedenheit, Missstände, Verrat der eigenen Werte und viele anderen Dinge zu lange zu ertragen, vergiftet den Geist. Erst wenn wir zu lange darüber reaktionslos hinwegsehen, wirkt es sich auf unseren Körper aus und manchmal kann sich das eben auch in Form von Falten zeigen.

Ulrich Schaffer schrieb. „Geh du vor“, sagte die Seele zum Körper, „auf mich hört er nicht. Vielleicht hört er auf dich“. „Ich werde krank werden, dann wird er Zeit für dich haben“, sagte der Körper zur Seele.  – Diese Worte kommen oft im Zusammenhang mit psychosomatischen Erkrankungen vor, doch Falten können auch etwas aufzeigen.

Ich konnte bei mir sehr wohl beobachten, dass nach gewissen Lebensumbrüchen eine weitere Falte sichtbar(er) wurde. Ich vertraue dem Fluss des Lebens. Es gab Tage, da kämpfte ich mit aller Kraft, um ans Ufer zu kommen, um wieder Boden unter den Füßen zu spüren. Ich war und bin es mir wert, bewusst in den Fluss des Lebens zu springen und einzutauchen. Manchmal schwimme ich gegen den Strom und manchmal lasse ich mich treiben.

Gegengift namens Ressourcen und Selbstfürsorge

Ich respektiere es, wenn sich jemand über die äußere Schönheit definiert und die Falten los werden möchte. Doch wäre es da nicht ratsamer, das natürliche Botox namens Selbstfürsorge in regelmäßigen Dosen zu verwenden?

Ich bin dafür, dass wir uns bestmöglich vor Giftpfeilen von außen schützen. Wir sollten alle ein Schutzschild aufbauen. Ein Stoppschild. Ein Türsteher der Psyche der sagt „Du kummst hier ned rein“.

Wenn ein Gegenüber seinen Mist zu deinem Thema machen will, darfst du dankend ablehnen, statt darüber zu grübeln und die Stirn zu runzeln. Nein, das ist nicht unhöflich, das ist ein liebevolles, fürsorgliches und wohlwollendes Verhalten dir selbst gegenüber.

In meiner Jugend bzw. eigentlich danach, war es voll cool, die Hand in einer Stoppposition entgegenzustrecken und zu sagen „Sprich mit meiner Hand“. In meinem Alter wäre das nun nicht mehr so angebracht, doch ein „Nein“ hat die gleiche Wirkung. Denn ein Nein zu anderen ist ein Ja zu mir selbst. Warum machen manche Menschen nach einem Nein so ein Theater? Es ist keine bewusste Ablehnung des Gegenübers. Wenn es so gefühlt wird, dann ist es deren Thema, doch vor allem Freunde und Familie sollten sich mit einem freuen können, wenn die eignen Grenzen erkannt und gezogen werden.

Die körperliche Selbstfürsorge darf auch nicht unterschätzt werden. Ausreichend trinken und die Haut zu pflegen, sollte selbstverständlich sein. Doch die wertvollste Selbstfürsorge ist die Akzeptanz. Sich selbst mit allen Ecken, Kanten (plus Falten) und seine Gene liebevoll annehmen und lernen all dies wirklich zu akzeptieren.

Selbstvergiftung minimieren

Ja, jetzt meinen vielleicht einige Menschen, dass es ja im Namen der Selbstfürsorge super ist zu sagen „Ich gehe heute nicht aus und bleibe lieber zu Hause auf dem Sofa, schaue TV und gönne mir eine Gesichtsmaske“. Das kann es sein, sofern wirklich die Motivation dahinter bewusst ist. Doch Medien können eine Ablenkung von sich selbst sein oder auch eine Verdrängung. Vor allem, wenn viel Negativität vorkommt, ist es dann definitiv keine Ressource oder Kraftquelle. Das ist dann ein selbstschädigendes Verhalten auf emotionaler oder mentaler Ebene, eine Selbstvergiftung. Ebenso wie Alkohol, der ein Genussmittel sein sollte und oft missbraucht wird, um die Gedanken wegzuspülen und das Leben weich zu zeichnen.

Wo vergiftest du dich selbst? Von wem bekommst du Giftpfeile derzeit ab? Wie sieht dein Schutzschild aus?

Mögen eure Schutzschilder die Giftpfeile abwehren und ihr euch stolz erhobenen Hauptes zeigen.

Eure Jessica

Die Autorin

Jessica Ehrlicher

Ich bin Jessica Ehrlicher und unterstütze Menschen dabei sich selbst zu begegnen und kennenzulernen. Die Begleitung, Beratung und Coaching für kleine und große Menschen erfüllt mein Leben.

Mehr Informationen über mich und was ich so mache, findest du auf meiner Seite: https://www.jessica-ehrlicher.de

 

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