Frauen machen Yoga am Strand

Burnout beschreibt einen Zustand der mentalen und körperlichen Erschöpfung.

Die Energie blieb irgendwie auf der Strecke – beruflich oder privat.

Die gute Nachricht : Auf jeden Fall behandelbar – im Idealfall auf körperlicher und mentaler Ebene.

Anzeichen sind oftmals keine Kraft und keine Geduld zu haben.

Die Ursachen sind immer bei sich selbst zu suchen. Selbstüberforderung und Perfektionismus spielen eine große Rolle.

Präventiv hilft die eigenen Bedürfnisse erkennen und zu erfüllen.

Burnout besteht klassisch aus mehreren Phasen und ist ein fast schleichender Prozess.

Deshalb ist Achtsamkeit ein guter Kompass.

Achtsamkeit gegenüber dem eigenen Verhalten. Wann fühlt sich etwas „komisch“ an und ich mache es trotzdem?

So weit zur Theorie, aber wie sieht das nun praktisch aus?

Auf der Überholspur – oder war das die Rennstrecke?

Kathy war ein erfolgreiche Ärztin. Ihr Studium hatte sie sich selbst finanziert, jobbte in den Semesterferien wenn andere in den Urlaub gingen.

Während ihre Freunde in heiße Länder flogen, stand sie an der heißen Fritteuse und verkaufte Pommes. Auch für Fließbandarbeit war sie sich nicht zu schade. Gerne übernahm sie die Nachtschichten – da verdiente man gutes Geld.

Bis zur Fachärztin hängte sie sich richtig rein und erfüllte sich somit ihren Traum von der eigenen Praxis.

Mit ihrer Studienkollegin – Mandy – übernahm sie in Hamburg eine Praxisgemeinschaft.
Abends waren sie unterwegs, um ihr Netzwerk auszuweiten und tagsüber brachten sie die Praxis zum Laufen.

Am Wochenende ging sie ins Tierheim und führte die armen , einsamen Hunde spazieren. Besonders „Harry“ hatte es ihr angetan. Er war liebevoll, zutraulich und spürte richtig die Verbindung zu ihm, wenn sie unterwegs waren.

Manchmal sehnte sie sich nach einem ruhigen Abend auf dem Sofa, aber „The show must go on“, oder „Von nix , kommt nix.“ Das waren ihre Lieblings-Glaubenssätze, mit denen sie groß geworden war.

Zur „Entspannung“ ging sie spät abends, oder früh morgens ins Sportstudio und rannte sich auf dem Laufband die Lunge aus dem Leib.

yogamehomeEines Tages – wie aus dem Nichts – klappte sie mitten in der Praxis zusammen wie ein Liegestuhl und blieb mit Weinkrämpfen am Boden liegen. Mandy eilte herbei und sprach beruhigend auf sie ein.

Zwei Beruhigungstabletten später, saß sie zu Hause auf ihrem Sofa und versuchte zu verstehen, was da eben passierte.

Klar, sie war auf der Überholspur unterwegs, um ihre Ziele zu erreichen. Aber tun das nicht alle? Ist es nicht das, was uns antreibt und uns anspornt, damit es uns später einmal besser ging?

Aber wann war später?

Wie Kathy so in ihrem abgedunkelten Wohnzimmer saß und die plötzliche Stille in ihrem Kopf dröhnte, wurde ihr klar, sie musste etwas ändern.

Die nächste Ausfahrt nehmen

Aber wie? Und was?

Zunächst benötigten sie unbedingt eine Praxisvertretung. Ansonsten war Mandy die nächste, die neben ihr mit verheulten Augen auf dem Sofa saß.

Die Spaziergänge mit Harry wollte sie weiterhin machen. Sie spürte, dass die Nähe zu ihm und die Spaziergänge in der Natur ihr gut taten.

Ihr war klar, dass sie aus dem „Eilzug“ aussteigen musste.

Sie dachte zunächst mit etwas gutem Willen und Umstellung ihrer Alltagsroutinen wäre das „Problem“ gelöst. Doch die körperlichen Anzeichen wurden immer deutlicher.

Magenkrummeln, Übelkeit und Schlafstörungen belehrten sie eines besseren.

Sie sprach mit ihrem Hausarzt, der ihr Vitaminspritzen verordnete und eine längere Auszeit.

Ziemlich deprimiert verließ sie die Praxis. Wie sollte es weitergehen? Alles, wofür sie so hart gearbeitet hatte, war umsonst. Alles lag in einem Scherbenhaufen vor ihr!

Selbst die Spaziergänge mit Harry wurden momentan anstrengend. Sowohl körperlich, wie auch mental. Harry fing in Situationen an zu bellen, die ihn früher nie interessiert hatten.

Alles gut zu reden half nichts.

Sie musste sich eingestehen, dass sie nicht mehr die Selbstsicherheit ausstrahlte und er ihr nur ihre innere Unruhe und Zerrissenheit spiegelte.

Also gab sie , schweren Herzens, im Tierheim bescheid, dass sie für einige Wochen nicht kommen konnte und in etwa das gleiche vermittelte sie auch am Abend ihrer Freundin und Praxiskollegin Mandy.

Etwas überfordert, aber verständnisvoll meinte Mandy:“ Das kriegen wir schon hin. Werde erst einmal wieder gesund.“

Und so packte Kathy am nächsten Tag ihre Koffer und fuhr an die Nordsee. Da wollte sie schon lange mal hin, aber immer kam etwas dazwischen.

Sie hatte sich eine schöne Ferienwohnung ausgesucht – direkt am Wasser und freute sich auf lange Tage mit „Nichtstun“

Kathy rief noch ihre Freundin im Tierheim an, weil sie die verrückte Idee hatte, Harry einfach mit zu nehmen. Grundsätzlich war das natürlich nicht möglich. Da sie jedoch damit liebäugelte, Harry ganz zu sich zu nehmen, einigte man sich schnell auf eine gemeinsame „Probezeit“.

So fuhr sie am Morgen mit ihrem vollgepackten Auto ins Tierheim, erledigte die Formalitäten und begrüßte Harry. Er war mindestens genau so aufgeregt, wie sie und so stiegen sie ins Auto.

Harry nahm brav auf der Rückbank Platz und schlief bald seelenruhig ein. Ein Blick auf den schlafenden Hund ließ Kathy selbst ganz friedlich werden.

Sie wusste, es war noch ein weiter Weg – nicht nur geographisch, aber es fühlte sich seit Jahren endlich mal wieder gut an.

Bei ihrer Ankunft in ihrem Feriendomizil gab es noch kurz Aufregung, da sie mit dem „nicht angekündigten“ Hund auftrat, aber sie fanden eine Lösung und gaben ihr die Ferienwohnung am Ende der Anlage.

Das war ihr ganz recht, so hatte sie keine direkte Nachbarn, die ständig aufs Grundstück schielten und ihr ein Gespräch aufzwängten, sondern konnte ihre Ruhe erst einmal genießen.

Schließlich musste sie auch erst einmal den Alltag mit Harry proben. Sie kaufte im nahe gelegenen Supermarkt die wichtigsten Lebensmittel und Utensilien für den Hund und trabte in ihre neue Unterkunft zurück.

Alles spielte sich langsam ein und sie spürte, wie sie mehr und mehr Frieden in sich fand. Morgens lange Spaziergänge am Strand mit Harry. Sie hatte extra eine Schleppleine gekauft, damit er ein bischen Auslauf hatte. Ganz ohne Leine traute sie sich noch nicht.

Regelmäßig schickte sie Fotos ins Tierheim, um auch dort alle zu beruhigen. Nachmittags ging sie schwimmen und zur Yogastunde.

Das Schwimmen gab ihr wieder ihr gesundes Körpergefühl zurück. Sie fühlte sich leicht, die Gedanken konnten dabei fließen und mit jedem Schwimmzug fühlte sie sich freier.

Eine Psychologin, die 1X pro Woche in die Ferienanlage kam, nahm sie ebenfalls in Anspruch. Es brodelte einiges in ihrem Unterbewusstsein, was sie unbedingt aufdecken und verarbeiten wollte.

Abends gönnte sie sich ein gutes Essen im nahe gelegenen Restaurant und saß noch lange bei Kerzenschein auf ihrer Veranda. Harry lag zu ihren Füßen auf „seiner“ Decke.
Es entwickelten sich ein paar nette Bekanntschaften, mit denen man sich zum „Sundowner“, oder beim Essen verabredeten.

Sie hatte wieder Lebensfreude und das Bewusstsein zu sich selbst gefunden. Sie konnte nachts wieder schlafen und fühlte sich nicht am nächsten Morgen, als wäre ein LKW über sie hinweg gerollt.

Ihre Arbeitswelt war so weit entfernt, dass sie sich gar nicht vorstellen konnte, wieder dort hin zurück zu kehren.

Passend dazu:  Brennst du aus? - Wie man Burnout erkennen und vermeiden kann

Einmal Burnout und zurück

Aber der Tag der Abreise kam und sie hatte sich einen „Schlachtplan“ zurecht gelegt.
Zunächst einmal „Brainstorming“ in der Praxis, wie alles funktionieren könnte, wenn sie ihre Arbeitszeit um 50% reduzierte.

Dann wollte sie ein Online-Coaching aufbauen, wie man Burnout verhindert und/oder auch aus der Tretmühle wieder heraus kam.

Dadurch wurde sie flexibler in ihrem Tun, hatte nicht zu viel finanzielle Einbußen und konnte das verwirklichen, was ihr wichtig war.

Sie hatte so viel über sich und andere gelernt in den vergangenen Monaten, dass sie dies unbedingt mit anderen teilen wollte.

Und dann war da noch Harry: Auf gar keinen Fall würde sie ihn ins Tierheim zurück geben. Alles war wieder so harmonisch geworden, dass sie ihn unbedingt adoptieren wollte. Die Tierheimleitung war bereits informiert und die Formalitäten wurden vorbereitet.

Und nicht nur das: Sie wollte noch einen Hund mit Handicap, der sich momentan noch in Spanien befand, aufnehmen. Es war ein Mädchen und hieß Amy. Sie war vor 1 Jahr von einem Auto angefahren worden und konnte daher die Hinterbeine nicht mehr ohne ihren „Rolli“ bewegen. Zwischenzeitlich hatte sie sich daran gewöhnt und machte ganz gute Fortschritte.

Kathy konnte sich schon richtig vorstellen, wie beide Hunde ihr zu Füßen lagen, wenn sie arbeitete. Natürlich nicht in der Praxis, aber zu Hause.

Ihr Alltag kam ihr plötzlich wieder spannend vor, ohne anstrengend zu sein. Sie ging in ihren neuen Aufgaben völlig auf. Die beiden Hunde gewöhnten sich schnell aneinander. Harry guckte anfangs etwas verwirrt, als eine Hündin mit Rädern kam, aber dann konnte er ihrem Charme nicht widerstehen.

Durch neue Routinen, wie gemeinsame Spaziergänge, regelmäßige Fitnessübungen – vor allem für Amy – und ausreichend Entspannungsphasen wurden sie bald ein eingespieltes Team.

Die Praxis lief – oh Wunder – auch mit nur 50% ihrer Arbeitskraft und die ursprüngliche Vertretung übernahm dankbar einen Teil ihrer Arbeit.

So waren sie auch hier ein Trio geworden, welches an manchen Abenden um die Häuser zog, als wären sie gerade der Pubertät entsprungen.

Kaum vorstellbar, dass sie vor nicht einmal 1 Jahr kaum mehr wusste, wie es weiter gehen sollte und jetzt strotzte sie vor Lebensfreude und Energie!

Der Satz : „Finde heraus, was du gerne machst und du musst nie wieder arbeiten.“ stimmte eben doch.

Langfristig kann man die eigene Energie nur hoch halten, wenn man das liebt, was man tut. Zumindest sollte es eine ausgleichende Tätigkeit sein – vielleicht auch ehrenamtlich.
„Wo die Bedürfnisse der Welt mit deinen Talenten zusammen treffen, dort liegt deine Berufung.“ Aristoteles

Be balanced!

Die Autorin

Ich bin Cornelia Braun. Lifecoach & Hundefitnesstrainerin. Ich unterstütze Hundemenschen und ihre Hunde auf ihrem Weg zu einer harmonischen Beziehung und zu mehr mentaler & körperlicher Gesundheit

Mehr Informationen findest du auf meiner Seite: https://balancemithund.home.blog

Fotoquelle:Unsplash

 

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