Frau unter der Dusche

Man könnte annehmen, dass der beste Ort zum Nachdenken ein großer Raum mit einem großen Schreibtisch, viel Tageslicht und einem riesigen Fenster mit toller Aussicht (im besten Fall dann auch noch auf Wasser oder einem Park) ist.

Dies ist die Vorstellung hinter dem Layout der meisten Büros. Je näher man an die Firmenspitze kommt, desto näher wird sich der Arbeitsplatz dem vermeintlichen Ideal annähern: „als Tribut an die Qualität des brillanten Denkens, das man dort im Idealfall tun würde“.

Chefs neigen dazu, große Schreibtische und noch größere Aussichten zu haben. Aber diese Annahme entspricht nicht wirklich der Art, wie unser Geist funktioniert. Das größte Hindernis für gutes Denken ist kein verkrampfter Schreibtisch oder ein uninteressanter Horizont. Es ist in erster Linie: Angst

Oft haben die tiefgründigsten Gedanken, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen, einen potenziell beunruhigenden Charakter. Wenn wir sie genau bestimmen und Klarheit über ihre Bedeutung erlangen würden, könnte darin ein Risiko bestehen. Wir könnten entdecken, dass einige unserer früheren, ziemlich geschätzten Glaubenssätze nicht so weise waren, wie wir angenommen hatten. Wir könnten erkennen, dass wir vorher zutiefst falsch über etwas gedacht haben und jetzt umdenken müssen. Wir müssen vielleicht einige bedeutende und heikle Veränderungen in unserem Leben vornehmen.

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Wenn diese möglichen Szenarien vage ins Bild kommen, wird unser innerer Zensor, der von dem Wunsch nach Ruhe statt von Wachstum motiviert ist, alarmiert. Ein wachsamer Teil in uns Selbst wird erregt, warnt uns, lenkt uns ab, macht uns nervös oder gibt uns ein starkes Bedürfnis, online zu gehen. Zu viele Gedanken, zu viele Szenarien. Geschickt verwirrt und manipuliert unser eigenes Gehirn unsere Denkweise. Es blockiert den Fortschritt, den wir in Richtung „neue Ideen“ gemacht haben, die (obwohl sie wichtig und interessant waren), für unser Gehirn auch eine Art Bedrohung für den kurzfristigen Frieden darstellen.

Gut dass es eine Lösung gibt: duschen

Die Dusche ist so unglaublich hilfreich für unser Denken und Handeln, dass man ihr das Recht einräumen sollte, als einer der besten Orte der Welt geehrt zu werden. Endlich ein Ort an dem wir ernsthaft nachdenken können. Inmitten des Wassers und des Dampfes und mit ein paar Minuten Entspannung, ist der Geist nicht mehr auf der Hut. Unter der Dusche schaltet das „Reptiliengehirn“ erst einmal ab. Was soll schon passieren. Wir sind hauptsächlich damit beschäftigt, unsere Brust zu waschen und unsere Haare gründlich zu spülen. Die Ideen, die sich im Hinterkopf gebildet haben, Ideen darüber, was der wahre Zweck unseres Lebens sein könnte und was wir als nächstes tun sollten, sind in Lauerstellung. Aber in diesem Zustand tiefer Entspannung, gibt es viel weniger, um sie aufzuhalten. Wir entspannen uns, und bewegen uns Richtung „Volles Bewusstsein“, und so können wir endlich frei und mutig denken.

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Dieser Zustand, diese ausreichende (aber nicht überwältigenden) Ablenkung könnte genauso gut vorhanden sein, wenn wir die Autobahn hinunterfahren oder in einem Wald spazieren gehen; wenn es eben genug Raum für die schüchterne Seite des Verstandes gibt. Wenn unsere authentischen und kühneren inneren Machenschaften im Ruhezustand sind.
Unsere Gesellschaft legt einen sehr hohen Wert auf gute Ideen, aber wir geben uns nur sehr wenig Mühe zu untersuchen, warum wir es schwierig finden, diese zu verfolgen. An ihnen zu arbeiten, zu glauben und an ihnen festzuhalten.
Ralph Waldo Emerson schrieb einmal:

„In den Köpfen der Genies finden wir unsere eigenen vernachlässigten Gedanken“

Mit anderen Worten, die sogenannten Genies haben keine anderen Gedanken als die meisten von uns. Sie sind einfach viel besser darin, ihre Hemmungen und Vorurteile auszublenden.

Wenn ihr also das nächste Mal über entscheidende Dinge in eurem Leben nachdenkt, dann erinnert euch daran, was echtes Denken ist und wo es passiert. Erinnert euch, dass der wahre Feind des guten Denkens nicht ein kleiner Schreibtisch oder eine bescheidene Sichtweise ist: es ist (fast immer) Angst, für die es in dieser Situation kaum ein besseres Heilmittel geben kann als diese „Geheimwaffe“ unseres tieferen Selbst: die Morgendusche

(Foto: lopolo/shutterstock.com)

1 Kommentar

  1. Hallo Rainer,

    ich finde deine Ausführungen zum Duschen sehr gut. Denkst du es macht einen Unterschied, wenn man eiskalt duscht oder kann auch dann das „Reptiliengehirn“ abschalten?

    Grüße

    Valentin

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