Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Der Aufschieberitis-Tag

Ich habe einen interessanten Artikel von meinem Schriftstellerkollegen Ivan Blatter gelesen. Am 1. August hat er und seine Lebenspartnerin ihren ersten Aufschieberitis-Tag durchgeführt. Inspiriert wurden sie durch Monika Birkner, die vor Monaten ein entsprechendes Telefonseminar durchgeführt hat (an dem sie natürlich nicht teilgenommen haben).

Er schreibt:

Unsere Regeln waren einfach: Wir wollten uns einen halben bis ganzen Tag den Dingen widmen, die wir sonst immer aufschieben. Halt die typischen Dinge, die man sich für einen verregneten Sonntag aufhebt. Mein größter Brocken: Endlich alle alten Geräte bei ebay respektive ricardo.ch einstellen.

In meinen letzten Aufräumaktionen (besonders im Keller) habe ich viele Geräte entdeckt, die ich nicht mehr nutze, die aber noch in sehr gutem Zustand sind. Seit letztem November sind diese Geräte in einer Kiste gesammelt und warten auf den Verkauf. Der Grund: Mir macht sowas keinen Spaß. Vor einem seriösen Verkauf muss ja jedes Gerät getestet, geputzt, fotografiert und beschrieben werden. Mein Plan war, außerdem noch ein paar längst fällige E-Mails zu schreiben, meine Foto-Abteilung im Schrank aufzuräumen und mit der Steuererklärung zu beginnen, falls ich zu viel Zeit hätte. Meine Partnerin ihrerseits wollte vor allem ihre Steuererklärung ausfüllen.

Und das war das Ergebnis: In 4.5 Stunden habe ich insgesamt 15 Geräte bei ricardo.ch eingestellt und als Zugabe habe ich in 20 Minuten den Schrank aufgeräumt. Meine Partnerin hat ihre Steuererklärung ausgefüllt und sonst ein paar Dinge erledigt.

Es war nicht einfach, für solche Dinge, die keinen Spaß machen, einen Samstag zu opfern. Dass wir trotzdem durchgehalten haben, lag sicherlich daran, dass wir uns auch für andere Dinge Zeit genommen haben und dass wir uns gegenseitig motivieren konnten. Wir haben viel später angefangen als geplant, einfach nur, weil wir unser Gespräch beim Frühstück nicht unterbrechen wollten. Auch die Mittagspause war recht lange und das war gut so.

Am Ende des Tages war ich froh, meine Hauptaufgabe endlich nach Monaten erledigt zu haben, auch wenn die ganz große Erleichterung ausblieb. Das hat vielleicht damit zu tun, dass ich ja all diese Dinge dann noch verpacken und verschicken muss, wenn sie verkauft sind. Trotzdem hätte ich erwartet, dass ich mich besser und gelöster fühle.

Passend dazu:  Produktives Zeitmanagement für dein Leben - 13 sinnvollere Beschäftigungen als Fernsehen!

Mit dem Abteil im Schrank, wo ich meine komplette Fotoausrüstung lagere, bin ich sehr zufrieden. Das war wohl der einzige Teil in der Wohnung, der noch nicht aufgeräumt war. Eine Altlast sozusagen. Diese Altlast habe ich wochenlang vor mich hergeschoben, nach nur 20 Minuten war ich aber schon durch. Hätte ich das gewusst…

Was ich an diesem Tag über Aufschieberitis gelernt habe:

  • Man kann Aufgaben noch so lange aufschieben wie man will: Sie erledigen sich selten von alleine. Das stimmt allerdings nur teilweise. Es gibt tatsächlich Aufgaben, die plötzlich einfach nicht mehr relevant sind. Und: Nicht-Erledigen ist immer eine Option, die man prüfen kann, wenn eine Aufgabe schon lange auf der Liste steht. Vielleicht gibt es ja einen guten Grund, weshalb man die Aufgabe noch nie angegangen ist. Diesem Grund nachzuspüren, lohnt sich.
  • Je länger man eine Aufgabe aufschiebt, desto schwieriger wird der Anfang.
  • Der Anfang ist das Schwierigste. Kaum angefangen, entpuppen sie sich meist als nicht so schlimm.
  • Bei unangenehmen Aufgaben sind die Pausen und kleine Belohnung noch wichtiger als sonst. Das motiviert.
  • Ein Leidensgenosse und der regelmässige Austausch helfen sehr.
  • Grosse Aufgaben teilt man am besten in viele kleine auf. Meine ebay-Aufgabe hätte ich unbedingt in kleinere Aufgaben unterteilen sollen. Ich hatte zeitweise den Eindruck, nie fertig zu werden.
  • Ich hätte mir gerade für diese Aufgabe ein Zeitlimit setzen sollen.

Sie sehen: Auch Produktivitätstrainer schieben auf und lernen nie aus. Macht aber nicht, denn es geht ja nicht um Perfektion.

Wir werden diesen Tag wohl künftig öfters wiederholen, gerade auch für die unangenehmen Aufgaben im Haushalt wie Fenster putzen oder solche Dinge. Meist schleppt man einige Aufgaben viel zu lange mit sich und lässt es zu, dass sie einem Energie rauben durch das permanent schlechte Gewissen. Schon nur, als wir das Datum für unseren Aufschieberitis-Tag festgesetzt hatten, hat mein schlechtes Gewissen auf der Stelle aufgehört. Denn ich wusste, dass ich dann meine Geräte endlich verkaufen werde. Das hat die Aufgabe nicht schöner gemacht, aber sie wurde absehbar.

Irgendwie freue ich mich trotzdem jetzt schon auf den nächsten Aufschieberitis-Tag.

(Quelle: Der Aufschieberitis-Tag)

Kommentieren Sie den Artikel

Please enter your comment!
Please enter your name here