
Schlank war noch vor gar nicht allzu langer Zeit das Maß aller Dinge, wenn es um Schönheit und Körper ging. Mit der Body-Positivity-Bewegung traten neue Perspektiven in den Vordergrund: die innere Haltung zum eigenen Körper, ein starkes Selbstwertgefühl, gesunde Ernährung und Sport.
Das ist gut so, doch verbergen sich auch in diesem neuen Blick auf den Körper Fallstricke. Darum haben wir die wichtigsten Tipps zusammengestellt, wie du ganz entspannt zu einem besseren Körpergefühl kommst.
Ein neuer Blick auf den Körper – Body Positivity
Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Leider betrachten wir selbst meist allzu kritisch unser eigenes Spiegelbild. Wir vergleichen uns mit Stars und Sternchen auf hochglanzpolierten Bildern in Magazinen, auf Plakaten, in Film und Fernsehen. Und wir können gar nicht anders als schlecht dabei wegkommen. Denn wir haben weder professionelle Visagisten und Stylisten zu Hause, noch verfügt der Spiegel im Bad über Weichzeichner und Retusche.
Das Idealbild einer makellosen Schönheit werden wir dort nie entdecken. Und was uns bei anderen gar nicht auffallen würde oder was wir bei unseren Liebsten sogar als charmante Merkmale empfinden, können wir an uns selbst nicht ausstehen.
Genau hier setzt die Body-Positivity-Bewegung an. Denn sie sagt uns, dass wir auch unsere vermeintlichen Mängel akzeptieren, im besten Fall sogar lieben sollen und dass diese „Mängel“ nicht zuletzt die Merkmale sind, die uns einzigartig machen. Und diese Einzigartigkeit ist wichtiger als standardisierte Schönheit.
Damit hat die Body-Positivity-Bewegung ein wichtiges Umdenken eingeleitet. Sie hat das Bewusstsein dafür geweckt, dass Schönheitsideale unrealistisch sind und zu Diskriminierung führen. In der Tat ist das Leben vieler Menschen stark vom gesellschaftlichen Körperbild beeinflusst.
Esse ich jetzt diesen Schokoriegel oder soll ich ihn mir besser verkneifen? Gehe ich lieber nicht mit an den See, weil ich mich in Bikini oder Badehose unwohl fühle? Sollte ich mit meinen schiefen Zähnen auf Fotos wirklich lächeln? Im Extremfall enden die selbstauferlegten Einschränkungen sogar in Schönheits-OPs.
Body Positivity hat dazu geführt, dass wir inzwischen auch in der Werbung mehr Falten und Speckröllchen sehen und dass bei der Auswahl des neuen Lieblingsrocks ausschlaggebend ist, dass wir uns in ihm wohlfühlen und nicht, ob er versteckt, wovon wir denken, dass es keiner sehen will. Und vielleicht hat die Bewegung sogar dazu geführt, dass ein paar Eltern sich besser überlegen, wie sie ihren Kindern ein gutes Körpergefühl statt verletzender Sprüche mit auf den Weg geben.
Darüber hinaus hat die Bewegung für Menschen, die ihr Körpergewicht als Problem empfanden, die sich nie selbstbewusst, wohl oder energiegeladen genug fühlten, um Sport zu treiben, einen Raum geschaffen, der alle Körpertypen einschließt. Denke zum Beispiel an Curvy Yoga bzw. Plus-Size-Yoga. Passend zum Thema Körpergefühl umfasst Yoga eine Philosophie, die zur Selbstakzeptanz ermutigt und Curvy Yoga praktiziert genau das, was es predigt.
Dennoch bleibt die Frage: Reicht das alles schon?
Von Body Positivity zu Body Neutrality
Je mehr Body Positivity im Mainstream ankommt, umso mehr macht sich das Gefühl breit, dass Körperpositivität letztendlich auch nur ein Trend ist. In der Werbung zeigt sich: Viele Marken, die sich Body Positivity auf die Fahnen schreiben, bewegen sich dabei immer noch in engen Grenzen.
Da hat ein Model vielleicht ein paar Pfund mehr, aber immer noch ideale Proportionen und ein engelsgleiches Gesicht. Da ist hier und da ein Muttermal oder ein Tattoo an einem normschönen Körper zu sehen. Viele Menschen scheinen noch immer durchs Raster zu fallen und bleiben unsichtbar.
Es gibt noch ein weiteres Problem. Denn letztendlich besteht im Sinne der Body Positivity die Gefahr, dass Druck von einer anderen Seite aufgebaut wird. Sei deinem Körper gegenüber positiv eingestellt. Das ist immer noch ein Imperativ. Dabei gibt es zwischen Selbsthass und Selbstliebe einige Zwischenstufen, die hier keine Berücksichtigung zu finden scheinen.
Denn auch ein körperpositives Bild setzt letztendlich den Fokus auf den Körper. So ist es wenig überraschend, dass mit der Body-Positivity-Bewegung zugleich ein Fokus auf Fitness und Gesundheit einherkam. Fit und gesund wurden zum neuen Schön. Statt superdünner Models bekommen wir vermehrt durchtrainierte Körper präsentiert. Und natürlich ist es begrüßenswert, fit und gesund zu sein. Doch wird auch dies zum Stress, wenn es als absolut erstrebenswert empfunden und idealisiert wird. Denn was ist, wenn du gerade andere Prioritäten hast, als dich um deinen Körper zu kümmern?
Was ist, wenn du krank bist? Dann läufst du wieder Gefahr, dich als Versager zu fühlen, wenn du es gerade nicht schaffst, deinen Körper zu lieben oder fit und gesund zu halten.
Daher wird inzwischen häufig von Body Acceptance oder Body Neutrality statt von Body Positivity gesprochen. Denn diese Begriffe nehmen eine Menge Druck raus. Du musst deinen Körper nicht lieben. Es genügt völlig, wenn du ihn akzeptierst.
Dann kannst du den Höcker auf deiner Nase doof finden und trotzdem zufrieden sein. Du musst auch nicht jeden Tag das Gleiche deinem Körper gegenüber empfinden. Du darfst ihn lieben und feiern und am nächsten Tag am liebsten unter einem weiten Schlabberpulli verstecken. Die Frage, ob wir schön sind oder nicht, sollte einfach keine Rolle spielen – denn die Antwort darauf, fällt ohnehin vollkommen unterschiedlich aus, je nachdem, wen du fragst.
Die wichtigste Voraussetzung für ein gutes (Körper-)Gefühl ist daher ein entspannter Umgang mit unserem Körper. Doch wie kannst du diesen erreichen?
3 Tipps für einen entspannten Umgang mit deinem Körper
1. Den Selbstwert nicht an Äußerlichkeiten knüpfen
Es ist eine Strategie, die langfristig ohnehin niemals aufgeht. Denn unser Körper verändert sich stetig. Sei es, weil im Alter Falten und graue Haare dazukommen, weil sich unser Stoffwechsel ändert, sei es durch Schwangerschaft und Geburt, durch eine Krankheit oder stressige Lebensphasen.
Wer seinen Selbstwert von seiner optischen Erscheinung abhängig macht, kann nur verlieren. Mach dir stattdessen bewusst, aus welchen anderen Gründen dich die Menschen in deinem Leben schätzen. Das können deine Werte sein, deine Fähigkeiten, deine Art auf andere Menschen einzugehen, dein Humor. Mache dir in diesem Sinne auch bewusst, wie du bei anderen den Fokus von Äußerlichkeiten wegführen kannst.
Anstatt ein Kompliment zur neuen Frisur, kannst du zukünftig ein Kompliment zu einer Eigenschaft oder einem kleinen oder großen Erfolg machen. Wenn du es schaffst, den Fokus bei anderen zu verschieben, wird dir dies auch bei dir leichter fallen. Damit kommt man einem besseren Selbstwertgefühl näher.
2. Die Wahrnehmung nach innen richten
Anstatt darauf zu achten, wie dein Körper aussieht, kannst du deine Wahrnehmung auf das richten, was du mit deinem Körper fühlst. Und wie er dir zu schönen Erlebnissen verhilft, ganz unabhängig von deiner Optik. Achtsamkeit ist hier ein Stichwort. Leg dich ins weiche Gras und spüre den Boden unter dir und wie schön es sich anfühlt, wenn die Sonnenstrahlen dein Gesicht wärmen.
Wenn die Zeit dafür da ist, bereite deine Mahlzeiten sorgsam und frisch zu, iss nicht nebenher, sondern genieße. Auch Meditation, Atemübungen und Entspannungstechniken können helfen, dein Körpergefühl zu verbessern. Oder du singst einfach laut deine Lieblingssongs mit – ganz egal wie gut oder schief das klingt.
3. Raus aus der Vergleichsfalle
Der permanente Vergleich mit anderen ist ein großer Schritt auf dem Weg zur Unzufriedenheit. Dies betrifft auch und vor allem äußerliche Vergleiche. Leider ist es gar nicht so einfach, das ständige Vergleichen aufzugeben. Schließlich werden wir von Kindesbeinen an darauf trainiert. Daher vergleichen wir oft automatisch und merken es nicht einmal.
Der erste Schritt raus aus der Vergleichsfalle ist daher die Bewusstmachung. Achte darauf, in welchen Situationen und mit wem du dich vergleichst. Und richte anschließend den Fokus auf dich selbst. Ein kleiner „Trick“ ist außerdem, den Vergleich einmal mit allen Konsequenzen zu Ende zu denken. Da ist diese Person mit dem tollen Sixpack – bist du wirklich bereit, so viel zu trainieren und auf all das zu verzichten, das notwendig ist, um ebenfalls ein solches Sixpack zu bekommen und langfristig zu halten?