Frau und Hund beim Spazierengehen an der Promenade

Warum zieht und zerrt ein Hund an der Leine?

Immer wieder höre ich diese Frage und kann sie ganz einfach beantworten:

Weil dein Hund dir entweder nicht vertraut, oder die gemeinsamen Spaziergänge ihn zu Tode langweilen.

Autsch – das will kein Hundebesitzer hören. Gibt er doch sein Bestes und will dafür nur einen gewissen Grundgehorsam.

Fast täglich beobachte ich Menschen, die an der Leine zerren, rucken, oder ziehen. Fast ist man dazu geneigt, dem Mensch die Leinenführigkeit beibringen zu wollen :-)

Wir können uns ja mal für einen Augenblick vorstellen, wie wir uns fühlen würden, wenn uns jemand eine Leine um den Hals, oder den Bauch schnüren würde. Dann beginnt er, völlig unerwartet, daran zu ziehen, wirft uns unverständliche Worte zu, oder bleibt abrupt stehen.

So, oder so ähnlich wirkt es auf unsere Hunde. Sie nehmen nur unsere angespannte Körperhaltung wahr und empfinden das Gezerre als unangenehm.

Fluchtverhalten wird ausgelöst und der Lerneffekt ist gleich null.

Und sind wir mal ehrlich: Würden wir einem Mensch vertrauen, der wild herum fuchtelt, sich nicht klar äußern kann und uns wenig Vertrauen schenkt??

Wohl kaum.

Wir Menschen sind (leider) so gestrickt, dass wir immer zunächst bemerken, was nicht funktioniert, als das, was richtig gut geht.

Wenn wir gefragt werden, was wir wollen, fällt uns schneller ein, was wir auf gar keinen Fall wollen! Richtig?

Beispiel gefällig??

Ein Mann geht mit seinem Hund spazieren. Ein Radfahrer kommt vorbei. Hund flippt aus und springt an der Leine nach vorne. Was macht Mann: Er zieht an der Leine zurück und schimpft ordentlich mit dem Hund.

Ungefähr 3 Minuten später kommt wieder ein Rad vorbei. Mann geht mit einem Abstand vom Rad mit seinem Hund vorbei und der Hund bleibt ruhig. Und lobt er jetzt seinen Hund? Verstärkt er genau das positiv, was der Mensch von seinem Hund wünscht?? Nein, leider verpasst er diesen Moment.

Auch ich musste mir ganz zu Beginn meiner „Hunde-Karriere“ anhören, dass ich 0,0 Beziehung zu meinem Hund hätte.

Zu dem Zeitpunkt glaubte ich noch, alles für meinen Hund gegeben zu haben. Doch rückblickend war es mehr ein „Abarbeiten“ einer Checkliste, was Hund alles lernen sollte.

Selten waren Spiele in den Alltag eingebaut und Belohnung zum falschen Zeitpunkt. Ja, auch dabei ist ein richtiges Timing wichtig. Ansonsten versteht er nicht, womit er das Leckerli verdient, wenn er es auch immer gerne großzügig annimmt.

Hunde nehmen unsere angespannte Körperhaltung wahr

Wo hört Trainining auf und wo beginnt Beziehungsarbeit?

Deshalb fingen wir in der Folgezeit an zu üben:

Was kann er richtig gut und was fällt ihm leicht.

Das kann ich positiv verstärken, in dem ich ihn lobe und belohne.

Gerade auch bei unsicheren (oft bellenden) Hunden ist es enorm wichtig ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Ansonsten fühlen sie sich ständig überfordert und kommen nicht zur Ruhe.

Also lerne die Bedürfnisse deines Hundes kennen:

1) Ist er eher der aktive Typ, oder Marke Couchsurfer.

Passend dazu:  Was wir von unseren Hunden lernen dürfen - Leben mit Hund (7 Ein- und Aussichten)

2) Machen ihm bestimmte Alltagssituationen Angst, oder kann er sich gut auf Neues einlassen.

3) Auch das Bewegungstempo ist oftmals nicht sonderlich gut angepasst.

Wenn ein Hund schon hechelnd nebenher läuft, ist er entweder gestresst, oder in einem viel zu schnellem Tempo unterwegs. (Außentemperaturen ab 20 Grad werden für unsere Hunde schon viel wärmer empfunden, als für uns Menschen!)

Auspowern heisst nicht automatisch, dass dies gut für einen Hund ist. Über die Grenzen zu gehen, löst Stresshormone aus und was das bedeutet, kennen wir von uns Menschen.

Dann beobachte ich manchmal Menschen, die ziehen ihren Hund hinter sich her, als würde er auf Rollen gehen.

Hunde mit kurzen Beinen haben ein langsameres Bewegungstempo, als wir Menschen.

Möglicherweise plagt ihn auch eine Arthrose in Hüft-oder Kniegelenk. Nässe und Kälte ist auch nicht immer das Lieblings-Spazier-Wetter eines jeden Hundes.

Lebensumstände verändern sich. Auch die Spaziergänge mit meinem Hund gestalten sich unterschiedlich. Manchmal muß ich einfach nur das Lauftempo meinem Hund anpassen und manchmal braucht alles etwas mehr Zeit.

Wir tun uns um so vieles leichter, wenn wir die Bedürfnisse von unserem Hund berücksichtigen.

5 Tipps für eine harmonische Beziehung zu deinem Hund:

1) Überprüfe zunächst deine Energie. Bist du aufgeregt, wird sich das auch auf deinen Hund übertragen

2) Nimm dir bewusst Zeit für deinen Hund, denn nur so kannst du Veränderungen in seinem Verhalten wahrnehmen.

3) Trete in Interaktion mit ihm durch Spiele und Beschäftigung. Das fördert nicht nur die Bindung, sondern auch das Selbstbewusstsein deines Hundes. Das wiederum lässt ihn entspannter in Alltagssituationen werden.

4) Belohne ihn, wann es möglich und nötig ist. Dann bist du interessanter, als irgendein entgegen kommender Hund, oder sonstige Herausforderungen.

5) Führe ihn vor Herausforderungen sicher und ruhig heraus, ohne ihn zu überfordern. Damit vermittelst du Sicherheit und Entspannung. Also halte ausreichend Abstand zu einem Objekt, was ihn angespannt sein lässt.

Was sind deine Vorteile, wenn du den einen, oder anderen Tipp umsetzt:

1) Keine Ärgernisse, oder böse Überraschungen mehr bei Spaziergängen.

2) Dein Hund bleibt viel länger gesund, weil du unnötige Stress-Situationen vermeidest und sein Stresslevel reduzieren kannst.

3) Auch du kannst wieder entspannter in gemeinsamen Aktivitäten sein, ohne dich ständig zu sorgen, was alles passieren könnte.

Alles beginnt bei dir. Wenn du dir über deine nonverbale und verbale Kommunikation klar bist, kannst du dir viel Ärger und Enttäuschung ersparen.

Es braucht keinen ganzen Werkzeugkoffer voller Tricks, um deinen Hund zu verstehen.

Finde den einen Schlüssel zu seinem Herzen und alles wird um so vieles leichter!

„Schenkst du einem Hund dein Herz, so schenkt er dir auch seins.“

Die Autorin

Ich bin Cornelia Braun. Lifecoach & Hundefitnesstrainerin. Ich unterstütze Hundemenschen und ihre Hunde auf ihrem Weg zu einer harmonischen Beziehung und zu mehr mentaler & körperlicher Gesundheit

Mehr Informationen findest du auf meiner Seite: https://balancemithund.home.blog/mit-mir-arbeiten/

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