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Ganz egal, ob das der alten Garde passt oder auch nicht: Die Generation der Millennials definiert die Zukunft – und auch den Handlungsspielraum, den man als Anbieter darin hat. Unternehmen müssen fit und attraktiv sein für die Lebenswelt dieser Generation, sonst werden sie nicht überleben. New Work und damit auch ein neues Führungsverhalten sind somit ein Muss.

Führungsqualitäten im Crashkurs erwerben? Für Führungskarrieren kommen nur noch ausgebildete Menschenexperten infrage. Denn da, wo man auf die unterschiedlichste Weise zusammenarbeitet, zählen soziale Kompetenzen zu den wichtigsten Management-Skills. Folgende Themenfelder werden die Führung zukünftig prägen:

  • der rasant wachsende technologische Fortschritt,
  • der zunehmende Grad der Vernetzung von allem mit allem,
  • die notwendige Beschleunigung aller Entscheidungsprozesse,
  • die unabdingbare Adaptivität der organisationalen Strukturen,
  • der wachsende Druck, ökonomisches Handeln mit sozialer und ökologischer Verantwortung in Einklang zu bringen.

Ein tiefgreifender Wandel von Führungsverständnis und Führungsverhalten ist demnach unumgänglich. Zum Beispiel werden Führungskräfte mangelndes Wissen immer stärker von anderen Personen einholen müssen. Sie werden bei Entscheidungen zunehmend auf Dritte angewiesen sein. Das bedeutet, dass in den Teppichetagen Selbstgefälligkeit und Arroganz der Bescheidenheit weichen müssen.

In einer Welt mit ständigem Zugang zu allen erdenklichen Informationen kann jeder auf seinem Gebiet führend sein. Um auf solches Wissen Zugriff zu erhalten, muss eine Kultur der Offenheit und Hilfsbereitschaft geschaffen werden. Jeder im Team muss sich in Zukunft als integraler Teil der Entscheidung beziehungsweise der Lösung sehen, um seinen Arbeitgeber für die Herausforderungen der Zukunft fit zu machen.

New Work: Hand in Hand klappt es am besten

Millennials haben eine ausgeprägte Kompetenz, mit den oben genannten Themenfeldern umzugehen. Dies lädt zu zweierlei Umdenken ein: Erstens kann daraus folgen, dass Millennials womöglich viel fähiger sind, in einer komplexen Welt effektiv zu führen, als so manche derzeitige Führungskraft. Zweitens sollten Führungskräfte nicht davor zurückschrecken, sich durch das Wissen und die Fähigkeiten der jungen Generation bereichern zu lassen und von ihr zu lernen, vor allem in digitalen Belangen.

Andererseits muss man auch die etwaigen Risiken im Auge haben. Ältere Generationen sind es gewöhnt, die Vor- und Nachteile einer Option gründlich abzuwägen, um Entscheidungen mit maximaler Sicherheit zu treffen. Millennials, in der rasanten und komplexen digitalen Welt sozialisiert, handeln spontaner. Das Leben im Web ist atemlos. So wurde ihr Gehirn auf kurz, knapp und schnell kalibriert. Sie wollen nicht lange rumdiskutieren, sondern besser gleich ausprobieren.

Die Fülle und gleichzeitige Geschwindigkeit der Reize, die auf sie einprasseln, führen zu einer verkürzten Aufmerksamkeitsspanne. Mit weniger Geduld, Konzentration und Disziplin stürzen Millennials sich auf Trends und entscheiden oft eher oberflächlich als lang und breit durchdacht. Mangels ausreichender Lebenserfahrung haben sie noch unterentwickelte Filter. Sie übernehmen, was sie lesen oder von anderen hören und preschen schnell vor. Manchmal vergessen sie abzuwägen, wie glaubhaft oder sinnvoll eine Information tatsächlich ist. Hier könnte die Erfahrung der Älteren helfen.

Das Involvieren der jungen Generation ist unumgänglich

Die Erfahrung der Alten mit jungem Wissen zu koppeln ist wohl der zielführendste Weg. Doch leider sehen sich viele Manager immer noch als wichtigstes Glied in der Firmenkette. Sie tun sich schwer damit, anzuerkennen, dass es Dinge gibt, die die jungen Leute besser können. In vielen Firmen wird eine solche Mentalität auch nicht eingedämmt, da die Untergebenen sich nicht trauen, etwas dazu zu sagen.

Nehmen wir ein Beispiel: Ein erfahrener Vertriebschef fühlt sich aufgrund der kundengetriebenen Mediennutzung gezwungen, von Kaltakquise und Druckverkauf zu Social Selling, also dem Verkauf über Beziehungen, zu wechseln. Leider weiß er nicht, wie man die vielfältigen modernen sozialen Kanäle sinnvoll nutzt. Dem Vertriebschef bleiben vier Möglichkeiten:

  • Erstens, er ignoriert die Veränderungen, damit sein Ego nicht beschädigt und seine Position nicht infrage gestellt wird. Bei der derzeitigen Transformationsgeschwindigkeit bleiben ihm nur wenige Monate, bis sich diese Ignoranz in den Zahlen zeigt.
  • Zweitens, der Vertriebschef kauft teure Trainings von externen Anbietern, die diese Marktlücke längst kennen. Ohne Vertiefung dieses Knowhows werden allerdings weder er noch sein Team das Thema richtig beherrschen. Also wird auch diese Variante schlussendlich zum Flopp.
  • Ein drittes Szenario ist die Inanspruchnahme einer externen Marketing-Agentur, die fortan das Social Selling übernimmt und seiner Firma horrende Summen dafür berechnet. Das geht nur solange gut, wie diese Ausgaben von den Einnahmen gedeckt werden können. Eine ökonomisch fragwürdige Variante.
  • Viertens aktiviert er fitte Digital Natives aus der eigenen Firma. Er spart zunächst Zeit und Geld. Zudem fördert er vielversprechende Talente, gibt ihnen Lernmöglichkeiten und erhöht die Teammoral über seine eigene Abteilung hinaus. Den Preis, den er dafür bezahlt? Es ist der, von seinem Thron herabzusteigen und anzuerkennen, dass er von jüngeren Kollegen lernen kann.

Für welche dieser Varianten würde sich euer Unternehmen entscheiden?

Das Buch zum Thema

Anne M. Schüller, Alex T. Steffen
Fit für die Next Economy
Zukunftsfähig mit den Digital Natives
Wiley Verlag 2017, 272 Seiten, 19,99 €
ISBN: 978-3527509119

 

Die Autoren

Alex T. Steffen (Jahrgang 1990) ist Unternehmensberater mit Fokus Innovation und Digitale Transformation. Zuvor war er Angestellter in analogen Unternehmen und digitalen Startups. Daher kennt er in Bezug auf die Arbeitswelt beide Seiten. Er hat einen Bachelor of Science in International Business. Durch seine Keynotes und Workshops hilft er Unternehmen dabei, in Zeiten des Wandels agiler und robuster zu werden.

Kontakt: www.alextsteffen.com

Anne M. Schüller ist Managementdenker, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als Europas führende Expertin für das Touchpoint Management und eine kundenfokussierte Unternehmenstransformation. Sie zählt zu den gefragtesten Rednern im deutschsprachigen Raum. Zu ihrem Kundenkreis zählt die Elite der Wirtschaft.

Kontakt: www.anneschueller.de

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