Mann sitzt in riesigen Büro und blickt auf die Skyline von New York

Endlich im Chefsessel angekommen, mutieren viele Aufsteiger zum Hassobjekt ihrer Belegschaft. Doch Führen lässt sich üben. Selbst für Härtefälle besteht Hoffnung.

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen Montagmorgen in Deutschland: Auf dem Weg in die Chefetage treffen viele Vorgesetzte unweigerlich auf ihre Untergebenen. Man begrüßt man sich mit einem freundlichen „Guten Morgen“. Einige Führungskräfte machen sich sogar die Mühe und fragen die Beschäftigten, ob sie ein schönes Wochenende verbracht haben – die Antwort warten die meisten dann allerdings nicht mehr ab.

Stattdessen nutzen sie ihre kostbare Zeit lieber, um den Mitarbeitern – en passant – ein paar Anweisungen mit auf den Weg geben oder sie an wichtige Aufträge zu erinnern. Nach einem kurzen Kopfnicken verschwinden sie dann in ihren Zimmern – und wissen oft gar nicht, dass sie den betreffenden Mitarbeitern gleich zu Wochenanfang einen Teil ihrer Motivation geraubt haben.

Desinteresse killt Motivation

„Wenn ich als Chef Fragen stelle, muss ich mir auch die Zeit nehmen, die Antworten abzuwarten“, warnt die Esslinger Diplom-Psychologin Heike Haker, die seit mehr als 20 Jahren als Einzelberaterin und Managemententwicklerin arbeitet. Nur so könne Kommunikation zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern vertrauensbildend und erfolgreich sein.

Gerade in diesem Bereich unterlaufen Deutschlands Führungskräften allerdings jeden Tag eine Menge Fehler. Mal sind es nur kleine Patzer, über die Mitarbeiter den Kopf schütteln. Häufig erschüttern die Pannen aber das Vertrauen in den Chef oder zerstören die Motivation der Beschäftigten völlig.

Selbstkritisch statt selbstverliebt

Eine aktuelle Umfrage der Kölner Organisationsberatung IGS unter knapp 500 Mitarbeitern und Führungskräften zeigt deutlich, warum diese bei ihrer Belegschaft in der Kritik stehen: Jeder fünfte Mitarbeiter etwa beklagt, er wisse gar nicht, welche Erwartungen sein Chef überhaupt an ihn stelle. Nur knapp die Hälfte der Befragten findet, dass ihr Vorgesetzter ihnen gegenüber ausreichend Wertschätzung zeige. Ein Drittel der Arbeitnehmer vermisst Führung an sich, dafür bescheinigt jeder siebte seinem Chef einen autoritären Führungsstil. Trauriger Höhepunkt: Nahezu 45 Prozent der Teilnehmer geben an, dem eigenen Vorgesetzten nicht zu vertrauen.

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„Nur weil man zur Führungskraft befördert wird, ist man noch lange kein guter Chef“, betont Ludovica Brachinger-Franke, Beraterin bei ComTeam, einer Beratung für Führung, Organisation und Kommunikation. Um die Mitarbeiter im Joballtag nicht unnötig zu piesacken und eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen, sollten Vorgesetzte daher ihren Führungsstil hinterfragen und entsprechend reagieren – denn Naturtalente in diesem Bereich sind eine ausgesprochene Seltenheit.

„Wichtig ist zunächst, den Alltag im Büro bewusst Revue passieren zu lassen, um ein Gespür für die Situationen zu bekommen, in denen man als Vorgesetzter falsch handelt“, erklärt Psychologin Haker. Ihre Empfehlung: „Von seinem persönlichen Auftreten, über die kommunikativen und fachlichen Fähigkeiten bis hin zum Einfühlvermögen für den einzelnen Mitarbeiter sollte der Vorgesetzte alles auf den Prüfstand stellen“. Nur wer seine Fehler erkennt, kann systematisch an sich arbeiten – und im Laufe der Zeit doch noch zu einem allseits geschätzten und respektierten Chef heranreifen.

(Foto: Peshkova/shutterstock.com)

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