Trübes Wetter, trübe Laune Wie man in der kalten Jahreszeit depressive Zustände vermeidet

Die dunkle Jahreszeit schlägt aufs Gemüt. Wie aus einem Winter-Blues ein Schwamm-drüber-Blues wird und was diesen von einer echten Depression unterscheidet, verraten wird euch hier:

Das nasskalte Wetter schlägt auf das Gemüt. Vor allem Frauen neigen jetzt dazu, vermehrt über Dinge nachzugrübeln. Eine Kollegin klagt über Müdigkeit, eine Bekannte über plötzliche Heißhungerattacken und selbst fühlt man sich morgens wie nach einem 24-stündigen Partymarathon. Die Zeichen sind eindeutig: Der Winter-Blues geht wieder um. „Viele Menschen sind in der kälteren Jahreszeit verstärkt antriebslos“, weiß auch Salvatore Giacomuzzi, klinischer Psychologe in Innsbruck.

Es ist ja auch kein Wunder. Die meisten gehen im Dunkeln aus dem Haus und kommen im Dunkeln wieder heim. Es ist kalt und nass und seine Freizeit verbringt man wieder vermehrt in den eigenen vier Wänden. Dort ist man auf sich zurückgeworfen und hat viel mehr Zeit, über Dinge nachzudenken. Frauen reagieren dabei anders als Männer, wie Giacomuzzi erklärt. Frauen fangen vermehrt an zu grübeln und sind näher am Wasser gebaut, das starke Geschlecht neigt dazu, reizbarer und aufbrausender zu sein. Die gute Nachricht: Die Stimmungsschwankungen gehen wieder vorbei und sind spätestens im Februar, wenn die Tage wieder länger werden, Schnee von gestern.

Die meisten schaffen es, sich in der Zwischenzeit zu motivieren und machen das Beste aus der dunklen Jahreszeit. Sie verabreden sich zum Kino oder zu gemütlichen Kaffeepläuschen. „Genau so ist es richtig. Um den Blues zu übertauchen, sollte man aktiv sein, Einladungen annehmen und vor allem das Tageslicht ausnutzen“, verrät der Psychologe. Denn Licht wirkt wie ein Wunder. Studien zeigen, dass es so etwas wie eine Winterdepression in warmen Mittelmeerländern gar nicht gibt. Doch man braucht nicht gleich in den Süden zu flüchten, ein viertelstündiger Spaziergang in der Mittagspause reicht oft schon aus, um seine Batterien wieder aufzuladen. Geht es nach Giacomuzzi, ist auch gegen einen gelegentlichen Besuch im Solarium nichts einzuwenden. Allerdings nur, wenn die künstliche Bräunung nicht zu exzessiv betrieben wird.

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„Ich rate auch dazu, ganz bewusst die Rituale der Jahreszeit zu begehen“, sagt der Experte. Ob Törggelen mit den Freunden oder eine Krampusfeier mit Kollegen, soziale Kontakte sind in dieser Zeit besonders wichtig. Weiters könnte man Farben in die Wohnung einziehen lassen. Ein paar Pflanzen oder saisonales Deko-Gemüse wie Kürbis oder Mais sorgen für den einen oder anderen Lichtblick.

Und eine Waffe gibt es gegen schwankende Gemütszustände: Diese nennt sich Sport. Nicht immer ist es leicht, sich dazu aufzuraffen, doch Bewegung tut gut und hilft, dass die Heißhungerattacken sich nicht auch noch auf die Hüften schlagen.

Klar zu unterscheiden ist diese vorübergehende Melancholie allerdings von einer echten Depression, die verstärkt zu dieser Jahreszeit auftritt. Während der Winter-Blues nach einiger Zeit wieder verschwindet und auch nicht zu Leistungseinbußen führt, sitzt das Problem bei einer Depression viel tiefer. „Eine Depression ist eine Stimmungseinengung, die über Wochen andauert. Betroffene verlieren Freude und Humor, können nicht mehr über die Späße der anderen lachen und sind auch nicht durch Zuspruch aufhellbar“, beschreibt Giacomuzzi die Anzeichen der ernst zu nehmenden Krankheit. Hinzu kommt, dass Depressive unter Schlaf- und Essstörungen leiden, das Gefühl haben, den Tag nicht mehr zu schaffen und Hemmungen haben, Entscheidungen zu treffen. Man neigt zur Übertreibung von Bagatellen, hat ein Gefühl der Minderwertigkeit, isoliert sich, ist müde, konzentrationsschwach und automatisch anfälliger für Infektionskrankheiten. „Manchmal kann dieses seelische Tief bis hin zur latenten Suizidalität führen“, weiß der Fachmann.

Betroffene sollten sich deshalb nicht scheuen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das muss nicht gleich eine Therapie sein, oft reicht schon ein vertrauliches Gespräch mit dem Hausarzt.

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