starke Führung

Deine Mitarbeiter lieben dich? Bei der Arbeit herrscht so etwas wie Familienidylle? Dann ist es höchste Zeit, das zu ändern! Viele verwechseln Respekt, Vertrauen und Dialog mit Schmusekurs. Wenn du nämlich genau hinsiehst, wirst du merken, dass viele Mitarbeiter mit diesem offenen Führungsstil nicht umgehen können, und die Ergebnisse sind dann alles andere als zufriedenstellend.

Benimm dich also hin und wieder wie ein richtiger Chef, und das heißt: Kontrollieren und Korrigieren. Zu allen nett sein, keinen bevorzugen und nur ja niemandem auf den Schlips treten? Genauso sollte man eben auch nicht führen. Ungleiche Behandlung ist angesagt. Ungleich bedeutet nicht unfair, sondern im Gegenteil gerecht und angemessen. Keine Sorge, deine Mitarbeiter zeigen dir schon, ob sie die kurze oder die lange Leine brauchen. Führe Einzelgespräche mit ihnen und beobachte sie.

Kein Vertrauen ohne Verbindlichkeit

Stell dir vor, du bittest einen Mitarbeiter, eine Powerpoint-Präsentation für den nächsten Tag vorzubereiten. Aber zum vereinbarten Zeitpunkt steht er nicht einmal mit leeren Händen da, sondern ist „bei einem wichtigen Kundengespräch“ und für niemanden erreichbar. Darf man solches Verhalten generös übersehen? Auf gar keinen Fall! Nur Kuschelchefs drücken sich vor einem unangenehmen Gespräch. Ein Fehlverhalten muss sofort angesprochen werden. Warte nicht einen Tag damit. Sonst wundert sich der Mitarbeiter beim nächsten Fehler über deinen dann vermeintlich spontanen Wutausbruch und verbündet sich mit seinen Kollegen gegen dich. Was man sofort bespricht, bleibt eher auf der Sachebene, weil der Konflikt noch nicht emotional aufgeladen ist. Zudem signalisiert man dem Mitarbeiter, dass man ihn genau beobachten und Drückebergern keine Chance gibt. Natürlich ist Vertrauen wichtig. Doch dazu müssen verbindliche Absprachen getroffen werden, die dann von allen Parteien auch verlässlich eingehalten werden.

Kuscheln: Ansteckungsgefahr

Ein hoch motivierter neuer Mitarbeiter tritt in ein bestehendes Team ein, in dem sich alle lieb haben. Anfangs macht er Überstunden, ist wissbegierig und übertrifft seine Vorgaben. Doch nach ein paar Monaten merkt er, dass die Idylle im Team ganz schön gemütlich sein kann. Wenn er mal die Füße hochlegt und pünktlich Feierabend macht, erreicht er seine niedrig gesteckten Ziele trotzdem. Willkommen im „Paradies der Mittelmäßigkeit“!

Diese Geschichte ist ein Musterbeispiel dafür, was passiert, wenn im Team zu viel gekuschelt wird. Spätestens nach zwei bis drei Jahren ist der ans Kuscheln gewöhnte Mitarbeiter auf eine der folgenden drei Rollen festgelegt:
1. Der loyale Depp, der aus schlechtem Gewissen seine Leistungsbereitschaft wieder etwas hochfährt, ohne jedoch sein Potenzial voll auszuschöpfen.
2. Der Unterforderte, der das Unternehmen, den Bereich oder die Position verlässt, um sich spannenderen Aufgaben zu widmen.
3. Der Realist, der auf seiner faulen Haut liegen bleibt.

Passend dazu:  Die 4 Rollen effektiver Führung (Zusammenfassung von Dr. Stephen Covey)

Eigenverantwortung fördern

Deinen Kindern läufst du sicher nicht ständig hinterher, um sie vor dem großen Monster der Selbstständigkeit zu schützen. Bei deinen Mitarbeitern darfst du das auch nicht: Jeder soll die Suppe, die er sich eingebrockt hat, selber auslöffeln. Lerne deinen Mitarbeitern, Fehler einzugestehen. Hilf Ihnen, ihre Aufgaben zu erledigen, indem du dich hinter sie stellst – und nicht selbst einspringen, um alles wieder geradezubiegen. Sonst beginnen sie ganz schnell, dein Helfersyndrom auszunutzen. Deine Mitarbeiter müssen lernen, Verantwortung zu übernehmen. Stoße sie dabei ruhig ins kalte Wasser, doch passe vom Beckenrand aus auf sie auf.

Als Chef hast du unzählige Aufgaben: Du bist Beichtvater und Pädagoge, sollst Motivationstrainer und Richter spielen und dabei noch hellsehen. Gerne wird der Chef auch als wandelnde „Wikipedia“ betrachtet: Sein Kopf voller Details soll allen zur Verfügung stehen, damit man ja nicht selber nachdenken muss. Diese Rollen sind alle Quatsch. In Wahrheit musst du nur eines sein: der Aufklärer. Du bist dazu da, Irrtümer aufzuklären – z. B. jenen, dass deine Mitarbeiter ihre Arbeit an dich abschieben können und nicht ihr Bestes geben müssen.

Konsequenz ist wichtiger als Kreativität

Balanced Scorecard, Kaizen, Six Sigma – alles Managementmethoden, die ein Unternehmen vorwärts bringen sollen. Doch wie oft stellt sich die Einführung solcher Instrumente als Flop heraus? Die Schuld liegt nicht bei den Methoden, sondern bei der Inkonsequenz der Manager. Jeder neue Oberboss will sich mit anderen Instrumenten beweisen, während der kürzlich gestartete Implementierungsprozess des Vorgängers noch am Laufen ist. Das Gleiche gilt für PR-trächtige Unternehmensleitbilder, die sich zwar gut anhören, in der Praxis aber ignoriert werden. Führungskräfte brauchen Selbstdisziplin und Beharrlichkeit – viel mehr als Kreativität. Binde deine Mitarbeiter bei der Einführung eines neuen Managementinstruments ein. Und kontrolliere auch hier wieder diejenigen Mitarbeiter, die sich klammheimlich ausklinken wollen. Du musst aktive Überzeugungsarbeit im Unternehmen leisten und Angestellte aller Ebenen schulen.

Mit dem richtigen Team ist jede Strategie die richtige

Es hat keinen Sinn, sich vor seinen Mitarbeitern zu verstecken. Gehe offen auf sie zu und lerne von ihrem Know-how und ihren Ideen. Es ist vollkommen egal, welchen Strategieweg du einschlägst: Mit den richtigen Mitarbeitern, dem richtigen Team funktioniert alles. Wenn man einmal eine schwierige Phase durchläuft, beziehe die Angestellten in den Umgestaltungsprozess mit ein. Deine hoffentlich unternehmerisch denkenden Mitarbeiter werden einsehen, warum manch unpopuläre Entscheidung gefällt werden muss. Übertreibe es mit der Partizipation aber nicht, sonst geraten Besprechungen zu Laberrunden. Klare Ziele und Vorgaben müssen bestehen bleiben.

(Foto: lassedesignen/shutterstock.com)

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